Der Autokonzern kündigte am Dienstag an, binnen zehn Jahren 22 Millionen batteriegetriebene Fahrzeuge auf den neuen Elektroplattformen zu bauen, sieben Millionen mehr als bisher schon in Aussicht gestellt. Die Zahl der in diesem Zeitraum geplanten neuen E-Modelle steigt auf fast 70 von bisher angekündigten 50 Modellen. Die Wolfsburger wollen sich nach der selbst verursachten Dieselkrise an die Spitze der Anbieter elektrischer Fahrzeuge setzen und bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden. Das reicht den Angaben zufolge von der Fahrzeugflotte bis hinzu zur Verwaltung.

Der Konzern investiert bis 2023 mehr als 30 Milliarden Euro in die Elektromobilität. Einschließlich Ausgaben für die Digitalisierung, die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste und selbstfahrende Autos sind es sogar knapp 44 Milliarden Euro. Der Anteil der Elektroautos an der Flotte soll bis 2030 auf mindestens 40 Prozent steigen. Der Startschuss für die Elektro-Offensive fällt im laufenden Jahr. Den Anfang macht der ID, der bisher unter dem Arbeitstitel "Neo" bekannt ist und Ende des Jahres in Zwickau vom Band läuft. Danach folgen weitere Modelle.

Um auch auf dem Zukunftsfeld selbstfahrender Autos mitzumischen, verhandeln die Wolfsburger über eine Ausweitung ihrer Allianz mit dem US-Autobauer Ford. Der größte europäische Autokonzern und die Nummer zwei in den USA hatten bereits zu Jahresanfang eine Zusammenarbeit bei Transportern und Pick-ups vereinbart.

Der radikale Schwenk in die E-Mobilität geht einher mit einem schärferen Spardruck. Da beim Bau von E-Autos weniger Arbeit anfällt, will VW weiter Personal abbauen. Zusätzlich zu den bereits mit dem Betriebsrat vereinbarten 14.000 Stellen bis 2020 sollen in Emden und Hannover beim Umbau zu Elektrostandorten 7000 Jobs wegfallen. Weitere 5000 bis 7000 Arbeitsplätze könnten Insidern zufolge in der Verwaltung gestrichen werden.

"VERKRUSTUNGEN"

Die Abbaupläne sorgen für Unruhe in der Belegschaft und haben den Betriebsrat auf den Plan gerufen. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte Kritik von Miteigner Wolfgang Porsche an verkrusteten Strukturen bei VW und Audi, für die er die Arbeitnehmervertretung mitverantwortlich machte. Im Gegenzug warf Betriebsratschef Bernd Osterloh dem Management massive Fehler bei der Umstellung auf den schärferen Abgasmesszyklus WLTP vor. Laut "Spiegel", der sich auf interne Berechnungen der Arbeitnehmer berief, haben Verspätungen und Lieferengpässe im Zusammenhang mit dem neuen Abgas-Testverfahren den Konzern im vergangenen Jahr bis zu 3,6 Milliarden Euro gekostet. VW selbst war bisher von einer Milliarde ausgegangen.

Im vergangenen Jahr steigerte Volkswagen das operative Ergebnis trotz der Turbulenzen um den neuen Abgasmessezyklus auf 13,9 Milliarden Euro von 13,8 Milliarden im Jahr davor. Dabei schlugen erneut knapp 3,2 Milliarden Euro an Sonderlasten im Zusammenhang mit der Dieselaffäre zu Buche. Das operative Ergebnis der Hauptmarke VW sank 2018 auf 3,2 (Vorjahr 3,3) Milliarden Euro. Die Rendite schrumpfte auf 3,8 Prozent von zuvor 4,2 Prozent. Damit verfehlte VW die selbst gesteckte Zielmarke von vier bis fünf Prozent. Auch bei Audi sanken Ergebnis und Rendite. Beide Marken hatten massive Probleme mit der Umstellung auf die schärferen Abgastests WLTP.