Wien (Reuters) - Die schleppenden Verkäufe des Totimpfstoffs gegen Corona dämpfen die Aussichten für den französisch-österreichischen Biotechkonzern Valneva.

Aufgrund der geringen Nachfrage in der Europäischen Union muss das Umsatzziel für das Gesamtjahr nach unten geschraubt werden, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Der Arzneimittelhersteller mit Sitz im Südwesten Frankreichs rechnet nun mit einem Jahresumsatz zwischen 340 und 360 Millionen Euro, nachdem er zuvor 430 bis 590 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte. Der Umsatz mit dem Corona-Impfstoff soll in diesem Jahr zwischen 30 und 40 Millionen Euro erreichen.

Ursprünglich erhoffte sich Valneva einen Umsatz-Boost durch den Totimpfstoff. Im Februar hatte das Unternehmen noch angekündigt, Erlöse aus dem Impfstoff zwischen 350 bis 500 Millionen Euro zu erwarten. In den ersten sechs Monaten brachten die Verkäufe aber nur 3,8 Millionen Euro ein, und das Unternehmen musste im Zusammenhang mit dem Produktionsbestand Abschreibungen von gut 100 Millionen Euro verbuchen. Grund dafür ist, dass die EU im Juli ihre Bestellung von ursprünglich geplanten 60 Millionen Dosen auf nur noch 1,25 Millionen Dosen gekürzt hat. Zurückzuführen ist das auf die gute Versorgung der EU-Länder mit anderen Impfstoffen sowie eine Verlangsamung der Impfprogramme.

"Angesichts des revidierten Auftragsvolumens aus den EU-Mitgliedsstaaten prüfen wir, wie wir unsere Geschäftstätigkeit umgestalten können", erklärte Vorstandschef Thomas Lingelbach. Die weitere Entwicklung des aktuellen oder des potenziellen Covid-19-Impfstoffs der zweiten Generation werde von der Finanzierung oder den Zusagen abhängen, die die Gruppe im dritten Quartal erhält, erklärte der Konzern.

Der Corona-Totimpfstoff von Valneva wurde lange als Alternative zu mit neuen Methoden entwickelten Impfstoffen gehandelt und sollte Skeptiker überzeugen. Das Vakzin wird aus inaktiven Corona-Viren hergestellt, eine bei anderen Impfstoffen schon lange etablierte Herstellungsweise. Die Zulassung für den Impfstoff in der EU hatte sich aber verzögert, und viele Menschen waren bereits mit dem schon länger zugelassenen Impfstoffen von Pfizer, Moderna oder AstraZeneca geimpft. In einem Reuters-Interview im Dezember meinte der Valneva-Chef noch: "Wir sind leider spät, aber hoffentlich nicht zu spät".

(Bericht von Dagmarah Mackos und Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)