FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei Varta scheint nach der Erholungsrally seit Monatsbeginn die Luft erst einmal raus zu sein. Wie schon zur Wochenmitte stießen auch am Donnerstag viele Anleger die Aktie ab. Ein enttäuschender Ausblick lieferte zusätzliche Verkaufsargumente. Überwiegend gut ausgefallene Geschäftszahlen und die versprochene erstmalige Dividendenzahlung konnten dagegen wenig ausrichten.

Am frühen Nachmittag büßten die Papiere knapp 13 Prozent auf 134,80 Euro ein, was den zweitletzten Platz im MDax bedeutete - noch schwächer präsentierte sich im Index der mittelgroßen Unternehmen nur der Düngerkonzern K+S angesichts einer Bilanzprüfung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

Am Dienstag waren die Varta-Aktien noch bis auf 168,40 Euro geklettert. Auf ihrem Rekordhoch von 181,30 Euro Ende Januar konnten sie für das noch junge Jahr 2021 ein stolzes Plus von gut 53 Prozent vorweisen und damit die beste Entwicklung aller 60 MDax-Titel. Die Rally wird auch im Zusammenhang mit Eindeckungskäufen von Anlegern gesehen, die mit Wetten auf fallende Kurse auf dem falschen Fuß erwischt worden waren. Dies hatte eine regelrechte Kursexplosion ausgelöst - direkt danach war es aber erst einmal steil bergab gegangen.

Die Eckdaten von Varta für das vergangene Jahr gaben wenig Grund zur Klage: Dank des Booms bei Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer hatte das Unternehmen den Umsatz um fast die Hälfte gesteigert, wenn die Übernahme der Haushaltsbatteriesparte herausgerechnet wird. Beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand gar ein Plus von 145 Prozent zu Buche. Beide Kennziffern lagen sowohl über der jüngsten Planung als auch über den Analystenschätzungen.

Analyst Florian Pfeilschifter von Stifel Europe fand indes ebenso wie sein Commerzbank-Kollege Florian Treisch im schwachen Segment Microbatteries & Solutions das sprichwörtliche Haar in der Suppe. Zudem wurde der Ausblick auf 2021 von Analysten einhellig als Enttäuschung bezeichnet. Vor allem das in Aussicht gestellte Umsatzplus von rund acht Prozent auf 940 Millionen Euro sei "noch schwächer als erwartet", so Treisch. Sowohl seine als auch die Konsensprognose hätten über einer Milliarde Euro gelegen, und das Unternehmen habe davor "knapp eine Milliarde Euro" in Aussicht gestellt.

Dass Varta erstmals seit dem Börsengang eine Dividende zahlen will, konnte Treisch ebenfalls nicht begeistern. Die geplante Gewinnausschüttung von 2,50 Euro je Aktie, was insgesamt rund 100 Millionen Euro entspricht, falle für seine Einschätzung der Aktie nicht ins Gewicht, betonte der Experte. Denn er habe als einziger Analyst schon zuvor mit einer Dividende gerechnet. Ein Händler stellte gar die Sinnhaftigkeit der Gewinnausschüttung in Frage, da die Aktie ein Wachstumswert sei und das Unternehmen hohe Investitionen zu stemmen habe./gl/tih/fba