ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der Batteriehersteller Varta drückt beim Ausbau seiner Produktion aufs Tempo. Um dem rasant steigenden Bedarf nach Lithium-Ionen-Zellen zu decken, will das Unternehmen künftig noch mehr Batterien herstellen als ursprünglich geplant. Dafür schafft Varta rund 600 neue Arbeitsplätze in Deutschland, wie das Unternehmen am Donnerstag in Ellwangen ankündigte. An der Börse legte die Aktie nach der Nachricht kräftig zu.

Erst Anfang September hatte Varta mitgeteilt, die Produktion bis 2022 auf mehr als 150 Millionen Zellen jährlich auszubauen. Nun legt die Konzernführung um Vorstandschef Herbert Schein noch eine Schippe drauf. Jetzt soll die Produktionskapazität auf 200 Millionen Zellen jährlich wachsen, wobei die Erweiterung schon bis Ende 2021 umgesetzt werden soll. Bereits bis Mitte dieses Jahres will Varta in der Lage sein, mindestens 100 Millionen Zellen jährlich herzustellen.

"Wir verzeichnen weiterhin einen enorm hohen Auftragsbestand", sagte Finanzchef Steffen Munz laut Mitteilung. "Unsere sehr gesunde bilanzielle Situation erlaubt es uns, weiter stark zu investieren." Bereits im vergangenen Jahr hatte Varta seine Investitionspläne aufgestockt und sich für den Produktionsausbau im Sommer auch Geld über eine Kapitalerhöhung besorgt. Für das jetzige Vorhaben kündigte der Konzern zusätzliche Investitionen von rund 125 Millionen Euro an, die er auch aus dem operativen Barmittelfluss finanzieren will. Zudem steht den Angaben zufolge eine Kreditlinie zur Verfügung.

Konkret sollen die beiden Hauptstandorte des baden-württembergischen Unternehmens für die Lithium-Ionen-Produktion wachsen. So entsteht in Nördlingen ein komplett neues Fertigungsgebäude. Am Sitz der Zentrale in Ellwangen erweitert Varta zudem die Elektrodenproduktion durch eine neue Produktionshalle. Wie sich die neu entstehenden Arbeitsplätze auf die beiden Standorte verteilen, ließ der Konzern auf Anfrage noch offen.

Lithium-Ionen-Batterien werden unter anderem für Hightech-Produkte für den Endverbraucher benötigt, vor allem für kabellose Kopfhörer. Der Markt wächst rasant, nach Unternehmensangaben jährlich um rund 30 Prozent. Hiervon profitiert Varta. Der Konzern hatte 2019 mehrfach die Prognosen angehoben und war als einer der großen Kursgewinner des Jahres in den Mittelwerteindex MDax aufgestiegen.

Am Donnerstagmorgen legte die Varta-Aktie zeitweise um mehr als 7 Prozent und setzte sich damit an die MDax-Spitze. Zuletzt lag sie noch mit 5,71 Prozent im Plus bei 87,00 Euro. Damit holte das Papier seine Verluste vom Jahresbeginn ein kleines Stück weit auf. Da hatten Investoren auf hohem Niveau Kasse gemacht, nachdem Sorgen über Konkurrenzdruck aufgekommen waren.

Hintergrund war eine Analysten-Studie der Commerzbank, durch die am Markt mutmaßliche Probleme des Herstellers bei der Deckung des Bedarfs bekannt geworden waren. Weil das Unternehmen womöglich nicht mit der Produktion hinterherkommt, sollen große Kunden auch auf Batterien anderer Hersteller gesetzt haben.

Nach Angaben von Varta waren im Dezember Geräte mit Batterien chinesischer Hersteller aufgetaucht, die Patente des deutschen Unternehmens verletzten. Der Konzern hat bereits gehandelt: Varta hat Abmahnungen verschickt und den Adressaten eine Reaktionsfrist bis zu diesem Mittwoch gesetzt. Wie es nun weitergeht, ist zum aktuellen Zeitpunkt nach Unternehmensangaben noch offen./tav/stw/eas