(neu: Reaktion von Suez)

AUBERVILLIERS (dpa-AFX) - Der französische Entsorger Veolia Environnement nimmt einen zweiten Anlauf zur Übernahme seines Konkurrenten Suez. Dazu will er zunächst den knapp 30-prozentigen Anteil des börsennotierten Unternehmens von dem Energiekonzern Engie übernehmen, wie Veolia am Sonntagabend mitteilte. Für die 29,9 Prozent an Suez bietet der Konzern 15,50 Euro je Aktie in bar, was einem Betrag von 2,9 Milliarden Euro entspricht.

Engie teilte mit, das Angebot prüfen zu wollen. Allerdings halte das Management die Offerte wohl für zu niedrig, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Es gebe aber noch keine finale Entscheidung. Der Versorger wolle sich in den nächsten zwei bis drei Wochen dazu äußern. Weiter hieß es, Engie sei einem Verkauf nicht abgeneigt, halte das derzeitige Angebot aber nicht für angemessen. Man wolle auch die Angebote anderer Bieter ausloten.

Am frühen Abend reagierte auch Suez auf das Vorhaben des Konkurrenten. Bisher habe niemand mit Ihnen selbst gesprochen, hieß es in der Mitteilung. Der Konzern wolle in Kürze seinen Verwaltungsrat einberufen, um über eine mögliche Übernahme zu beraten.

Gemessen am aktuellen Angebot von Veolia würde Suez mit 9,7 Milliarden Euro bewertet. Der Kurs der Suez-Aktie sprang am Montag deutlich in die Höhe und ging am Abend mit einem Plus von 18,50 Prozent auf 14,505 Euro aus dem Handel.

Das Analysehaus Jefferies schätzt das Angebot von Veolia Environnement für den Anteil von Engie an Suez im aktuellen Umfeld als attraktiv für die Suez-Aktionäre ein. Die 15,50 Euro je Aktie des Entsorgers entsprächen einem Aufschlag von 27 Prozent auf den Suez-Schlusskurs vom Freitag, schrieb Analyst Ahmed Farman. Vor der Corona-Pandemie sei die Suez-Aktie zeitweise zu gut 16 Euro gehandelt worden.

Ähnlich sieht das die US-Bank JPMorgan. Engie dürfte ebenfalls ein Interesse an einem Verkauf haben, um den Wert seiner Beteiligung zu heben und beim Konzernumbau rasch weiterzukommen, schrieb Analyst Vincent Ayral. Und Veolia könnte den hohen Preis für die Transaktion, die auch strategisch sinnvoll sei und einen Weltmarktführer im Bereich Umwelt-Dienstleistungen erschaffen würde, mit einer nur begrenzten Kapitalerhöhung inklusive der Ausgabe von Hybridanleihen stemmen. Denn der Verkauf des Wassergeschäfts von Suez sei schon beschlossene Sache. Einen großen Teil des Kaufpreises würde der Entsorger zudem durch die erheblichen Synergien wieder hereinholen, schrieb Ayral.

Engie hatte im Juli seine Beteiligung an Suez neben anderen Geschäftsteilen auf den Prüfstand gestellt. An Engie ist der französische Staat mit 23,6 Prozent beteiligt, der daher ein Mitspracherecht beim Verkauf haben dürfte. Die Regierung wollte die Vorgänge nicht kommentieren. Suez teilte mit, das Management werde zusammenkommen, um über das Angebot zu beraten.

Veolia hatte bereits 2012 versucht, Suez zu übernehmen, war dabei aber unter anderem an kartellrechtlichen Bedenken, Befürchtungen der Regierung über Arbeitsplatzverluste sowie an der Uneinigkeit der beiden Chefs gescheitert. Eine Fusion würde einen Abfall- und Abwasserentsorger mit einem Jahresumsatz von 40 Milliarden Euro schaffen./knd/stw/he