Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Die US-Mobilfunkanbieter glauben offensichtlich den eigenen Aussagen über den Segen des Mobilfunkstandards 5G. Und sie legen eine riesige Summe auf den Tisch, um diesen zu beweisen.

Die Versteigerung von US-Frequenznutzungsrechten durch die Federal Communications Commission ging am Freitag mit einer Summe von 80,9 Milliarden US-Dollar zu Ende. Unter Hinzurechnung von geschätzten 13 bis 14 Milliarden Dollar an Clearing-Kosten, um den Satellitenbetreibern den Umzug auf neue Frequenzen zu ermöglichen, dürfte am Ende die Auktion etwa 95 Milliarden Dollar eingebracht haben. Das wäre dann ungefähr das Dreifache vom dem, was viele Analysten erwartet hatten. Und das alles nur, um sich die notwendige Kapazität für den neuesten Mobilfunkstandard 5G zu sichern.

Vieles ist derzeit noch geheim. Beispielsweise ist unbekannt, wie viel jeder Anbieter für welche Teile des Spektrums geboten hat. Aber Analysten sind sich einig, dass die Telekomriesen AT&T und Verizon wahrscheinlich am meisten bezahlt haben - weil sie am meisten brauchten. So hatten am Dienstag Experten eine Schätzung veröffentlicht, wonach AT&T auf eine Gesamtrechnung von durchschnittlich 22 Milliarden Dollar und Verizon auf 42 Milliarden Dollar, einschließlich der Clearing-Kosten, kommt. T-Mobile, die dank der Fusion mit Sprint im vergangenen Jahr bereits über eine starke 5G-Spektrum-Position verfügt, dürfte schätzungsweise rund 10 Milliarden Dollar auf den Tisch legen. Die vollständigen Ergebnisse der Auktion werden voraussichtlich erst im nächsten Monat veröffentlicht.


   Kommt das dicke Ende zum Schluss? 

Sich die Lizenzen zu sichern ist dabei die eine Sache - sie aber dann auch zu bezahlen eine andere. AT&T hat derzeit laut Factset die fünfthöchste Dividendenrendite im S&P500. Außerdem muss die Gesellschaft dringend mehr in ihre Hollywood-Aktivitäten investieren, zu denen auch der Streaming-Dienst HBO Max gehört. Branchenkenner Doug Mitchelson von Credit Suisse schrieb am Dienstag, dass AT&T möglicherweise weitere Vermögenswerte verkaufen müsse, um die Frequenzen bezahlen zu können und seine Bonitätseinschätzung nicht abrutschen zu lassen. Verizon steht zwar nicht unter dem gleichen Druck, aber Mitchelson schätzt, dass Aktienrückkäufe bei Verizon "jetzt für Jahre vom Tisch sind".

Es stellt sich auch die Frage, wie sich die 5G-Investitiinen am Ende auszahlen sollen. Bislang ist die Leistung dieser Dienste dem jahrelangen Hype der Netzbetreiber nicht gerecht geworden. Eine Umfrage von UBS im Oktober ergab, dass 5G bei Smartphone-Nutzern "unter den niedrigen Prioritäten" rangiert und Akkulaufzeit und andere Funktionen einen höheren Stellenwert haben. Analyst Craig Moffett von Moffettnathanson merkt an, dass die Umsätze mit 5G nicht steigen, nur weil die Kosten für das Spektrum viel höher ausgefallen sind als erwartet.

Die Betreiber müssen auch weiterhin die notwendigen Investitionen tätigen, um das Spektrum zu nutzen. Der "Erfolg" bei der jüngsten Auktion der Regierung könnte sich als Pyrrhussieg erweisen.

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January 21, 2021 03:17 ET (08:17 GMT)