Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Für zuverlässige Signale im neuen Mobilfunkstandard 5G bedarf es noch einer Menge mehr Masten. Für Anleger könnte der Moment günstig sein, auf diesen Zug aufzuspringen. Eine der Ironien der Smartphone-Revolution ist, wie wenig davon die Unternehmen profitiert haben, die die 4G-Netzwerke installierten, welche diese überhaupt erst ermöglichten.

Während die Mobilfunkbranche erheblich in stärkere Signale investieren musste, hatten die Netzbetreiber zugleich Mühe, ihren Kunden mehr Daten-Downloads in Rechnung zu stellen. Trotz des jüngsten Aufschwungs haben sich Aktien wie Verizon Communications in den USA und Vodafone in Europa in den vergangenen fünf Jahren massiv schlechter entwickelt als ihre Heimatmärkte.

Da wenig Aussicht besteht, dass 5G eine andere Dynamik mit sich bringt, beschaffen sich die Betreiber in Europa Geld für den passiven Teil ihrer Netzwerke - nämlich die Funktürme. An diesen hängen die Geräte und die Masten wollen die Netzbetreiber ganz oder teilweise verkaufen. Vodafone, das 2014 durch den Verkauf seines Anteils an Verizon Mittel für 4G aufbrachte, erwartet diese Woche den Abschluss eines Minderheitsbörsengangs seiner Sparte Vantage Towers zu einem Marktwert in der Größenordnung von 15 Milliarden US-Dollar.

Vodafone nutzt bereits einige Türme mit anderen Betreibern zusammen, möchte aber noch mehr teilen. Die Kosten für die Bereitstellung von Verbindungen sinken, wenn sich zwei oder mehr Betreiber darauf einigen, Geräte an der gleichen Struktur aufzuhängen. Sogenannte Co-Tenancies werden noch wichtiger werden, wenn 5G anrollt, was in Europa gerade erst beginnt und an Fahrt gewinnt. Der neue Standard erfordert hohe Investitionen, einschließlich eines dichteren Netzes von Sendern als bei 4G.

Solche Deals sind ein Hintertürchen zur industriellen Konsolidierung, die große Kosteneinsparungen in der Mobilfunkbranche ermöglicht. Während T-Mobile und Sprint in den USA unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump schließlich doch noch fusionieren durften, sieht es in Europa anders aus. Netzzusammenschlüsse durch die Vordertür werden von den europäischen Regulierungsbehörden versperrt, da sie sich vor zu hohen Preisen für die Verbraucher fürchten. Dagegen zeigen sie sich bei den Transaktionen um Funktürme weitaus weniger abweisend.

Nach der Börsennotierung will Vantage mehr Türme von Betreibern wie etwa Vodafone kaufen, welche das dafür gezahlte Geld gut gebrauchen können. Vantage folgt damit dem Beispiel von Cellnex Telecom, Europas größtem unabhängigen Turmunternehmen. Seit November hat Cellnex zugestimmt, Türme im Wert von rund 18 Milliarden Dollar von Unternehmen zu kaufen, die von dem Hongkonger Milliardär Li Ka-shing und dem französisch-israelischen Tycoon Patrick Drahi kontrolliert werden.

Die Netzbetreiber haben ein starkes finanzielles Motiv zu verkaufen. Während Börsianer bis vor wenigen Monaten die Netzbetreiber mieden, stürzten sie sich auf Cellnex, was zu einer großen Bewertungsspanne führte. Investoren mögen das risikoarme Ertragsprofil des Infrastrukturanbieters - Verträge mit europäischen Betreibern sind in der Regel an die Inflation gekoppelt - sowie die potenziellen Gewinne aus der gemeinsamen Funkturm-Nutzung. Der Schritt von Vodafone, eine Minderheitsbeteiligung an Vantage abzuspalten, ist ein Weg, um den in seinem Geschäft schlummernden Wert zu entfalten, ohne die strategische Kontrolle aufzugeben.

AT&T und Verizon haben schon vor langer Zeit damit begonnen, Mobilfunktürme an spezialisierte Immobilien-Investment-Trusts wie American Tower und Crown Castle zu verkaufen. 5G wird auch dem US-Sektor Wachstum bringen - angesichts des langsameren Investitionstempos in Europa möglicherweise auch schon früher. Aber 5G hat weniger Spielraum für Gewinne durch Transaktionen. So will American Tower in Europa mitmischen: Im Januar stimmte das Unternehmen zu, 9,4 Milliarden. Dollar für ein Turmgeschäft zu zahlen, das vom spanischen Riesen Telefónica kontrolliert wird.

Aktienspekulanten könnten auch von einem Blick über den Atlantik profitieren. Europäische Tower-Aktien sind in den vergangenen Monaten unter die Räder gekommen und bieten relativ günstige Einstiegschancen. Zudem ist beim Börsengang Vantage niedriger bewertet, als einige Analysten einst gehofft hatten. Dennoch bleiben die Wachstumsaussichten bestehen, da die Konsolidierung in vollem Gange ist und die digitale Infrastruktur eine Priorität für die europäischen Regierungen bedeutet. Türme bleiben für Investoren wohl der direkteste Weg, am Siegeszug von 5G mitzuverdienen.

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March 16, 2021 09:27 ET (13:27 GMT)