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SUNNYVALE (dpa-AFX) - Der seit Jahren schwächelnde Internet-Pionier Yahoo stellt sich zum Verkauf. Zugleich startet Chefin Marissa Mayer noch einen Versuch, das Steuer mit radikalen Maßnahmen herumzureißen: Für bis zu drei Milliarden Dollar sollen Firmenteile abgestoßen werden, in einem Umbau fallen rund 15 Prozent der Arbeitsplätze weg.

Das Problem von Yahoo: Trotz aller Versuche von Mayer bekommt der Konzern sein Kerngeschäft mit Online-Werbung nicht in Schwung. Im vergangenen Quartal wuchs der Umsatz im Jahresvergleich um gerade einmal 1,6 Prozent auf gut 1,27 Milliarden Dollar (1,16 Mrd Euro). Es gab einen Verlust von 4,43 Milliarden Dollar nach einem Minus von 166,3 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Auslöser für das Minus war eine gewaltige Firmenwert-Abschreibung von 4,46 Milliarden Dollar auf das Geschäft in Nord- und Lateinamerika sowie in Europa und bei der Blogplattform Tumblr.

Die Abschreibung - eine Wertberichtigung der überhöhten Preise aus Übernahmen - wurde vor allem in Nordamerika nötig. Dort wurde mit 3,7 Milliarden Dollar der Großteil des Betrags verbucht. Auf Tumblr entfielen 230 Millionen Dollar, hieß es in einer Telefonkonferenz. Die Blogplattform verfehlte ihr Ziel von 100 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr. Yahoo hatte unter Mayers Regie im Mai 2013 rund eine Milliarde Dollar für Tumblr bezahlt, um jüngere Nutzer anzulocken.

Der Stellenabbau geht mit der Schließung der Yahoo-Büros in Madrid, Mailand, Dubai, Buenos Aires und Mexiko-Stadt einher. Deutschland wurde dagegen neben USA, Kanada, Großbritannien, Hongkong und Taiwan zu den "Wachstumsmärkten" für Yahoo gezählt. Zum Ende dieses Jahres will der Konzern nur noch 9000 Mitarbeiter und 1000 externe Angestellte haben. Damit wäre die Belegschaft 42 Prozent kleiner als noch im Jahr 2012, betonte Yahoo. Der Abbau solle 400 Millionen Dollar pro Jahr sparen.

Beim Verkauf von Firmenteilen wolle Yahoo Bereiche loswerden, die nicht zum Kerngeschäft gehörten, hieß es. Das könnten etwa einige Patente und Immobilien sein. Dies solle bis Jahresende eine bis drei Milliarden Dollar einbringen.

Außerdem werde über "strategische Alternativen" nachgedacht und der Verwaltungsrat werde "strategische Vorschläge" prüfen, hieß es nach US-Börsenschluss am Dienstag. Mit dieser Formulierung stellte sich Yahoo faktisch zum Verkauf.

Schon seit einigen Monaten wurde über eine möglichen Übernahme spekuliert. Zuletzt schrieb der Branchendienst "The Information", Internet-Unternehmer Marc Andreessen und der Finanzinvestor Silver Lake hätten Interesse gezeigt. Es blieb aber offen, wann genau das war und ob noch Gespräche laufen. Außerdem sollen laut "Wall Street Journal" der Telekom-Riese Verizon und Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp . zumindest an Teilen von Yahoo interessiert sein.

Yahoo tut sich auch unter Führung der ehemaligen Google -Managerin Mayer schwer mit der zentralen Frage, an der schon mehrere ihrer Vorgänger scheiterten: Wie münzt man die Reichweite von mehreren hundert Millionen Nutzern in ein profitables Geschäft um? Zu Mayers Antwort gehörte neben der Websuche ein Ausbau des Mediengeschäfts mit Investitionen in Themen-Websites und Video-Inhalte. Die Medienoffensive brachte zum Teil hohe Verluste.

Jetzt soll es bei Yahoo drei Plattformen geben: Suche, E-Mail und Tumblr. Bei den Medienangeboten setzt der Konzern auf vier Themen: Nachrichten, Sport, Finanzen und Lifestyle.

Weiterhin überlegt werde, wie sich Yahoo am besten vom verbliebenen Anteil an der chinesischen Handelsplattform Alibaba trennen kann. Er ist an der Börse fast genauso viel Wert wie ganz Yahoo. Der ursprüngliche Plan war, den Alibaba-Anteil von 15 Prozent steuerfrei abzustoßen und den Erlös an die Aktionäre auszuschütten. Doch der komplexe Deal scheiterte daran, dass aus Sicht der US-Behörden möglicherweise doch Steuern angefallen wären. Aktuell wird erwogen, statt des Alibaba-Anteils nun das bisherige Internet-Kerngeschäft in eine neue Firma auszulagern. Gehören würde sie den bisherigen Yahoo-Anteilseignern. Der Konzern wolle jedenfalls die Sache mit dem Alibaba-Anteil in diesem Jahr klären, sagte Finanzchef Ken Goldman./so/DP/stb