AARHUS (dpa-AFX) - Der dänische Windkraftanlagen-Hersteller Vestas wird wohl auch im neuen Jahr wegen hoher Kosten und Problemen in den Lieferketten unter Druck stehen. Zwar will das Management dem mit Preiserhöhungen entgegensteuern, schließt erneut rote Zahlen im Tagesgeschäft aber nicht aus, wie der Konzern überraschend am Freitag in Aarhus mitteilte. Vestas erwartet zudem einen Rückgang der installierten Leistung und damit womöglich auch weniger Umsatz, weil Genehmigungen in der EU auf sich warten lassen und die Nachfrage in den USA nach Einschätzung der Vestas-Führung wohl erst 2024 anziehen wird. Die Aktie gab nach.

An der Börse in Kopenhagen rutschte sie zeitweise mit mehr als fünf Prozent ins Minus, zuletzt lag der Abschlag noch bei etwa drei Prozent. Die Aktie setzte damit ihre Berg- und Talfahrt der vergangenen zwei Jahre fort. Und auch der deutsche Konkurrent Nordex konnte sich der schlechten Stimmung nicht entziehen: Die im SDax notierte Aktie stand am Freitagnachmittag gut 2 Prozent im Minus.

Das Vestas-Management erwartet für 2023 einen Umsatz zwischen 14 und 15,5 Milliarden Euro. Wenn es schlecht läuft, würde er damit erneut sinken. Bereits 2022 blieb der Umsatz mit 14,5 Milliarden Euro vorläufigen Zahlen zufolge nicht nur hinter dem Vorjahreswert von 15,6 Milliarden Euro zurück, sondern fiel auch schlechter aus als im ersten Corona-Jahr 2020. Außerdem sollen die Investitionen dieses Jahr geringer ausfallen als 2022.

Gleichzeitig hofft das Management, im Tagesgeschäft profitabel wirtschaften zu können. Jefferies-Analyst Lucas Ferhani teilt diese Zuversicht. Laut ihm könnte bei den externen Herausforderungen nun der Wendepunkt erreicht sein. Er erwartet stabilere Lieferketten in diesem Jahr, was für Vestas' Rentabilität entscheidend sein dürfte.

Das Vestas-Management erwartet als operative Marge vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (bereinigte Ebit-Marge) dieses Jahr eine Verbesserung auf einen Wert zwischen minus 2 und plus 3 Prozent. Allerdings sei die Prognose erneut mit größerer Unsicherheit behaftet, hieß es am Freitag. Auch 2022 hatte der Vorstand ursprünglich mal die Hoffnung, schwarze Zahlen zu schreiben.

Letztlich lief es sogar noch schlechter als in der im Jahresverlauf nach unten korrigierten Prognose erwartet: Die operative Marge fiel 2022 mit minus 8 Prozent noch schlechter aus als die vom Management zuletzt erwarteten minus 5 Prozent. Darin enthalten sind zudem noch 150 Millionen Euro Gewinn aus Veräußerungen, sodass die tatsächliche Marge laut JP-Morgan-Analyst Akash Gupta noch niedriger ausgefallen sein dürfte.

Der Experte nannte das Ausmaß der Gewinnwarnung für 2022 "besorgniserregend". Er stellte vor allem Vestas zusätzlichen Bedarf an Rückstellungen heraus, da sie den künftigen Barmittelzufluss belasten würden. Die endgültigen Zahlen und den Geschäftsbericht will Vestas am 8. Februar vorlegen./lew/stw/nas