RUEIL-MALMAISON (dpa-AFX) - Der französische Bau- und Dienstleistungskonzern Vinci streicht wegen der Corona-Krise die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Die konkreten Auswirkungen der Pandemie seien derzeit nicht zu quantifizieren, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend in Rueil-Malmaison bei Paris mit. Das noch Anfang Februar verkündete Ziel, 2020 sowohl beim Umsatz als auch beim Nettogewinn zu wachsen, sei nicht mehr erreichbar, hieß es weiter. Derweil verzeichnete Vinci so volle Auftragsbücher wie noch nie.

An der Börse gehörte die Aktie am Freitagmittag zu den wenigen Gewinnern. Mit einem Plus von zuletzt gut zwei Prozent führte sie sowohl den französischen Leitindex Cac 40 als auch den EuroStoxx 50 an. Von seinem Vorkrisenniveau ist das Papier mit derzeit mehr als 70 Euro aber noch weit entfernt. Mitte Februar hatte der Kurs noch über 100 Euro gelegen.

Die Franzosen haben die ersten Folgen der Corona-Pandemie zum Ende des Auftaktquartals bereits zu spüren bekommen. Zwar blieb der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit rund 9,7 Milliarden Euro stabil, doch aus eigener Kraft waren die Erlöse 3,3 Prozent rückläufig.

Dabei litt Vinci vor allem im März an den vom Konzern betriebenen Airports unter den deutlich zurückgegangenen Passagierzahlen und dem rückläufigen Flugverkehr. Ohne den mit einbezogenen Zukauf des Londoner Flughafens Gatwick ging der Umsatz rund 10 Prozent zurück. Auch das Baugeschäft sowie das Geschäft mit Mautstraßen und weiteren Konzessionen war rückläufig.

Besser lief es dagegen im Energiegeschäft, das um 5 Prozent wuchs. Vinci ist hier in wichtigen Bereichen wie Gesundheit, Telekommunikation und Lebensmittel tätig.

Zudem stieg der Auftragseingang im Konzern um 4 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Insgesamt belief sich der Auftragsbestand damit auf 37,7 Milliarden Euro - 8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Angaben zum Gewinn im ersten Quartal machte Vinci wie in Frankreich üblich nicht. Auch zur Dividende äußerte sich der Konzern nicht. Anfang Februar hatten die Franzosen für das vergangene Geschäftsjahr noch 3,05 Euro je Aktie in Aussicht gestellt.

Analysten zeigten sich mit den Zahlen trotzdem zufrieden. Vinci habe mit seinen im Jahresvergleich stabilen Umsätzen ihre Erwartungen um 10 Prozent übertroffen, schrieb Analystin Stephanie D'Ath vom Analysehaus RBC in einer ersten Reaktion. Die Erlöse seien in allen Bereichen besser als von ihr erwartet ausgefallen, insbesondere aber in der Sparte Energie.

JPMorgan-Expertin Elodie Rall wies zudem auf die sehr hohe Liquidität des Konzerns hin - die Mittel würden sich demnach insgesamt auf rund 18 Milliarden Euro belaufen. Zudem geht die Expertin davon aus, dass das Mautgeschäft im Sommer wieder anziehen dürfte. Die Aktie sei derzeit entsprechend attraktiv bewertet.

Konzernchef Xavier Huillard verdeutlichte, dass Vincis Geschäft nach einem starken Jahresstart nun deutlich von den Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus beeinträchtigt sei. Besonders in Frankreich seien viele Projekte vorübergehend gestoppt worden. Dort macht der Konzern über die Hälfte des Umsatzes. Huillard erwartet in den kommenden Monaten einen Erlösrückgang, sieht den Konzern aber dennoch gut aufgestellt, um die Krise zu meistern./eas/kro/men/jha/