Von Florian Faust

NEW YORK (Dow Jones)--Die Vortagesrally an der Wall Street hat sich am Dienstag ungebrochen fortgesetzt. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Coronalage sorgten erneut für kräftige Gewinne. Anleger schienen die Angst vor der Omikron-Variante begraben zu haben, hieß es im Handel. Der Dow-Jones-Index gewann 1,4 Prozent auf 35.719 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite kletterten um 2,1 bzw. 3,0 Prozent. Auf 2.558 (Montag: 2.523) Kursgewinner fielen und 837 (873) -verlierer. Unverändert schlossen 93 (105) Titel.

Anleger griffen nach jedem Strohhalm in der Coronapandemie, denn viel Neues gab es gegenüber dem Vortag nicht. Der Pharmakonzern Glaxosmithkline hatte mitgeteilt, dass präklinische Studien gezeigt hätten, sein monoklonaler Antikörper Sotrovimab bleibe gegen die Omikron-Variante aktiv. Die Titel des Kooperationspartners Vir Biotechnology zogen um 12 Prozent an. Und die EU hatte "Actemra" von Roche zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe zugelassen. "Ein Teil des Aufschwungs ist zweifellos auf den wachsenden Optimismus bezüglich der Omikron-Variante zurückzuführen, die zwar extrem ansteckend, jedoch nicht extrem gefährlich zu sein scheint", sagte Analyst Marshall Gittler von BDSwiss Holding.

Einige Händler bemühten zur Erklärung der Aufschläge eine beginnende Jahresendrally. Man suche Gründe zum Kauf. "Wir befinden uns in einer Phase, in der Anleger nach jeder Nachricht suchen, die sie finden können (...)", sagte Marktstratege Hugh Gimber von JP Morgan Asset Management. US-Daten zu Produktivität und Handelsbilanzdefizit spielten keine Rolle, positive Daten aus China stützten etwas.


   Unwägbarkeiten steigen 

Doch war der Aufschwung äußerst fragil. Jede negative Schlagzeile zur Coronalage könne die Stimmung zum Kippen bringen, warnten Händler - auch mit Blick auf andere mögliche Belastungsfaktoren. Im Ukraine-Konflikt drohte US-Präsident Joe Biden dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit scharfen Wirtschaftssanktionen, sollte Russland die Ukraine angreifen. Der russische Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine hatte entsprechende Befürchtungen geschürt.


   Ölpreise auf Zweiwochenhoch 

Für die Ölpreise ging es weiter stark aufwärts - auf das höchste Niveau seit knapp zwei Wochen. Die allergrößten Sorgen vor der Omikron-Variante des Coronavirus, die den jüngsten Preisabsturz ausgelöst hätten, hätten sich verflüchtigt, so die Commerzbank. Preisstützend wirke auch, dass die Atomgespräche mit dem Iran stockten. USA verhängten neuen Sanktionen gegen den Iran. Mit iranischem Erdöl sei daher kurzfristig nicht auf dem Markt zu rechnen, hieß es. Die Ölpreis ließen sich auch nicht von gesenkten Preisprognose der Energy Information Administration bremsen.

Der Dollar gab im späten Geschäft etwas nach, verteidigte aber auf Tagessicht die jüngsten Zugewinne. Der Dollar-Index zeigte sich knapp im Plus - der Euro erholte sich von den Tagestiefs. Laut Analysten der Bank of America zeigen die Frühindikatoren, dass die USA die Wachstumsvorgaben des Marktes in den nächsten zwei Quartalen erreichen werde, bei der EU und in Japan zeigten sich jedoch aktuell deutliche Abwärtsrisiken. Dies spreche für den Greenback.

Der Goldpreis kletterte auf den höchsten Stand seit einer Woche. Aber erst ein Überschreiten der Marken von 1.790 oder 1.800 Dollar eröffne weiteres Aufwärtspotenzial, hieß es. Der Markt spiele Konjunkturbelebung und dies könne die Inflationseffekte zunächst weiter steigern und spreche für das Edelmetall.

Der US-Anleihemarkt litt unter Umschichtungen in Aktien - die Renditen stiegen somit. Teilnehmer verwiesen auf die Entspannungssignale bei der Omikron-Variante, was eine erhöhte Risikoneigung bei Investoren zur Folge habe. Die Rendite 2-jähriger Titel erreichte das höchste Niveau seit März 2020. Die Fed könnte ihr Wertpapierkaufprogramm kommende Woche noch einmal und schneller als gedacht zurückfahren, hieß es.


   Intel mit geplantem Börsengang gesucht 

Für die Intel-Aktie ging es 3,1 Prozent aufwärts. Der US-Halbleiterhersteller will seine Tochter Mobileye an die Börse bringen. Mobileye entwickelt Fahrassistenz-Systeme und könnte nach Einschätzung von mit der Angelegenheit vertrauten Personen bei einem Börsengang mit mehr als 50 Milliarden US-Dollar bewertet werden.

Die EU-Kommission könnte bei der geplanten Übernahme von Nuance Communications durch Microsoft genauer hinschauen, hieß es in einem Bericht. Der im April angekündigte Deal, in dem Nuance mit 19,6 Milliarden US-Dollar bewertet wird, ist bereits von den Regulierungsbehörden der USA und Australiens genehmigt worden. Nuance verloren nur 0,7 Prozent - ein Zeichen, dass Anleger nicht mit dem Scheitern der Transaktion rechneten. Die Microsoft-Aktie stieg um 2,7 Prozent.

Coupa Software sanken um 2,9 Prozent. Das Unternehmen verbuchte steigende Verluste. Healthequity brachen um über 24 Prozent ein, der Dienstleister der Gesundheitsbranche schrieb rote Zahlen und rechnete auch im Gesamtjahr mit einem Fehlbetrag. Die Titel von MongoDB verteuerten sich um 16,4 Prozent, nachdem das Datenbankmanagement-Unternehmen Drittquartalsumsatz klar über Markterwartung ausgewiesen hatte.


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INDEX                 zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                35.719,43      +1,4%      492,40     +16,7% 
S&P-500              4.686,75      +2,1%       95,08     +24,8% 
Nasdaq-Comp.        15.686,92      +3,0%      461,76     +21,7% 
Nasdaq-100          16.325,66      +3,0%      479,50     +26,7% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite   Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre                  0,69        4,8        0,64       57,0 
5 Jahre                  1,25        4,4        1,21       89,1 
7 Jahre                  1,43        4,5        1,38       77,7 
10 Jahre                 1,48        4,2        1,43       55,8 
30 Jahre                 1,80        3,2        1,77       15,6 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %    Di, 8:18   Mo,17:04   % YTD 
EUR/USD                1,1267      -0,1%      1,1290     1,1275   -7,8% 
EUR/JPY                127,89      -0,1%      128,43     127,91   +1,4% 
EUR/CHF                1,0419      -0,2%      1,0443     1,0436   -3,6% 
EUR/GBP                0,8509      +0,0%      0,8507     0,8518   -4,7% 
USD/JPY                113,52      +0,0%      113,69     113,47   +9,9% 
GBP/USD                1,3240      -0,2%      1,3275     1,3237   -3,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,3648      -0,2%      6,3684     6,3750   -2,1% 
Bitcoin 
BTC/USD             50.489,99      -0,7%   51.132,15  48.848,46  +73,8% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               71,65      69,49       +3,1%       2,16  +50,9% 
Brent/ICE               74,94      73,08       +2,5%       1,86  +45,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.785,01   1.778,75       +0,4%      +6,26   -6,0% 
Silber (Spot)           22,53      22,38       +0,6%      +0,15  -14,7% 
Platin (Spot)          956,40     940,95       +1,6%     +15,45  -10,7% 
Kupfer-Future            4,34       4,34       -0,0%      -0,00  +23,2% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 07, 2021 16:09 ET (21:09 GMT)