Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Die weltweit größte Musikfirma plant endlich ihre Solokarriere und wählt dafür nicht die übliche Bühne. Am Samstag gab die französische Eigentümerin der Universal Music Group (UMG), Vivendi, bekannt, dass sie ihr Musikgeschäft ausgliedern und später in diesem Jahr in den Niederlanden an die Börse bringen wird. Ursprünglich hieß es, das Plattenlabel, das mit Lady Gaga und Taylor Swift zusammenarbeitet, wolle im Jahr 2022 seine Erstplatzierung wagen.

Seit Beginn der Pandemie steht den Anlegern der Sinn verstärkt nach Musik. Das könnte die verkürzte Zeitachse erklären. Die Nachricht ließ Vivendis Aktienkurs am Montag um ein Fünftel steigen. Nach Abschluss der Abspaltung wird das französische Unternehmen, das vom Milliardär Vincent Bolloré gesteuert wird, weiterhin ein Fünftel von Universal halten. Der chinesische Technologieriese Tencent wird ebenfalls 20 Prozent besitzen, nachdem er kürzlich eine Option ausgeübt hat, seine Beteiligung an dem 30 Milliarden Euro teurem Musikgiganten zu erhöhen. Die restlichen 60 Prozent werden in einer Sonderausschüttung an Vivendi-Investoren ausgegeben.

Die Aktionäre von Vivendi drängen seit Jahren auf diesen Schritt, um Werte im Musikgeschäft freizusetzen. Laut Barclays-Analysten werden die Vivendi-Aktien seit Ende 2017 mit einem durchschnittlichen Abschlag von rund 10 Prozent gegenüber der summierten Teilebewertung des Konglomerats gehandelt. In Kürze können Anleger also direkt in Universal investieren, anstatt Aktien des stark diversifizierten Gesamtunternehmens mit all seinen Tochtergesellschaften kaufen zu müssen.

Veranstalter von Live-Konzerten leiden in der Pandemie. Streaming-Dienste hingegen haben davon profitiert, da die Menschen mehr Zeit damit verbringen, Musik zu hören. Spotify hat seine monatlichen aktiven Nutzer im vierten Quartal 2020 auf 345 Millionen ausgebaut. Das entsprach einer Steigerung von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit einhergehend erzielen große Plattenlabels wie Universal und Warner mehr Lizenzgebühren von digitalen Musikplattformen. Im dritten Quartal stieg der Streaming-Umsatz von Universal um 23 Prozent. Das war das schnellste Wachstum seit Anfang 2019.

Es gibt noch nicht viele Informationen über die Bewertung von Universal, außer dass sie mindestens 30 Milliarden Euro betragen wird. Die Nachfrage dürfte jedenfalls hoch sein: Seit der Börsennotierung im vergangenen Sommer ist der Marktwert des kleineren Konkurrenten Warner Music Group um 27 Prozent auf 19 Milliarden US-Dollar gesprungen. Universal könnte es aufgrund seiner Größe und höheren Gewinnspannen schaffen, gegenüber Warner nochmal eine Schippe draufzulegen.

Die Auswahl des Börsenplatzes ist jedoch eher von Bescheidenheit geprägt. Im Gegensatz zu Spotify und Warner Music, die sich für die Listung in New York entschieden haben, hat Universal Amsterdam gewählt. Vivendi sagte, die Niederlande hätten den Vorzug erhalten, weil sie "eines der historischen Häuser von UMG gewesen sind", obwohl das Label seinen Sitz in den USA (Santa Monica) hat. Ein weiterer Pluspunkt für Amsterdam könnte sein, dass die niederländischen Corporate-Governance-Gesetze einen starken Schutz vor Übernahmen bieten.

Die Wahl der Niederlande dürfte der Begeisterung der Anleger jedoch keinen großen Abbruch tun. Ob die Musik nun in Amsterdam statt in New York spielen wird, ändert wenig am Applaus.

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February 16, 2021 03:22 ET (08:22 GMT)