LINZ (dpa-AFX) - Die globalen Handelsstreitigkeiten und Produktionsprobleme haben den österreichischen Stahlhersteller Voestalpine im Geschäftsjahr 2018/2019 belastet. Zudem musste der Konzern wegen eines laufenden Kartellverfahrens im Bereich Grobblech vorsorglich Geld beiseite legen.

Trotz eines Umsatzanstiegs von rund fünf Prozent auf 13,6 Milliarden Euro brach der Gewinn nach Steuern in den zwölf Monaten bis Ende März wegen dieser Belastungen um rund 44 Prozent auf 459 Millionen Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch in Linz mitteilte. Die Dividende soll von 1,40 auf 1,10 Euro sinken. An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Der Aktienkurs fiel zuletzt um rund ein halbes Prozent.

Auf den Gewinn drückten neben der Risikovorsorge auch interne Probleme: Wegen einer Generalerneuerung eines Hochofens am Standort Linz konnte weniger produziert werden. Hinzu kamen Schwierigkeiten beim Start eines neuen Autokomponenten-Werks am US-Standort Cartersville. Der Bau des neuen Edelstahlwerks im österreichischen Kapfenberg laufe aber nach Plan, betonte der Vorstand. Es soll in rund zwei Jahren seinen Betrieb aufnehmen.

Obendrauf kam ein schwierigeres Geschäftsumfeld: Der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Unsicherheit durch den nach wie vor ungelösten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Außerdem spürte Voestalpine die Umbrüche in der Autoindustrie, wie die Einführung des neuen Abgasprüfsystems WLTP. Diese hatte bei vielen Autoherstellern zu Auslieferproblemen geführt.

Das operative Ergebnis (Ebitda) ging vor diesem Hintergrund um rund ein Fünftel auf 1,6 Milliarden Euro zurück. Im neuen Geschäftsjahr 2019/2020 soll das Ebitda stabil bleiben. Allerdings sorgten die globalen Handelsstreitigkeiten, der Umbruch der Autobranche sowie der Brexit für Unsicherheiten, was einen detaillierten Ausblick derzeit nicht erlaube. Firmenchef Wolfgang Eder rechnet für Europa weiterhin mit einer wirtschaftlichen Abschwächung, die möglicherweise noch bis ins Jahr 2020 andauern könnte.

Analyst Luke Nelson von der US-Investmentbank JPMorgan hob hervor, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern über der vorher ausgegebenen Prognose lag. Jedoch steche der enttäuschende Ebitda-Ausblick für das Gesamtjahr 2020 heraus. Dieser beinhalte eine Abstufung um acht Prozent. Nelson behält aber seine Kaufempfehlung bei einem Kursziel von 32 Euro bei.

Auf zwölf Monate betrachtet hat die Voestapline-Aktie deutlich Federn gelassen, sie gab um mehr als 40 Prozent nach. Im Juni 2018 stand der Kurs noch doppelt so hoch bei über 46 Euro, aktuell notiert das Papier bei 23,79 Euro. Der Börsenwert beläuft sich derzeit auf 4,3 Milliarden Euro.

Das Unternehmen erwirtschaftet mehr als ein Drittel seines Umsatzes im Stahlgeschäft. Neben der Autoindustrie beliefert Voestalpine auch die europäische Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie. Ein wichtiger Teil sind daneben Grobbleche für die Öl- und Gasindustrie, die für Tiefsee-Pipelines oder im Dauerfrostbereich eingesetzt werden./elm/kro/fba