FRANKFURT (Dow Jones)--Unsere Auswahl an Ereignissen aus der Finanz- und Wirtschaftswelt, die in der Woche im Fokus stehen werden (Angaben in Ortszeit Deutschland):


1. US-Preisauftrieb im Fokus der Federal Reserve 

Die Daten, die derzeit am stärksten den Kurs der US-Notenbank bestimmen, sind die Inflationsraten. Seit Juni hat sich der Preisauftrieb in den USA merklich abgeschwächt: Die jährliche Inflationsrate ging von 9,1 Prozent im Juni auf 7,7 Prozent im Oktober zurück. Ein Teil dieses Rückgangs ist auf die sinkenden Energiepreise zurückzuführen, die bekanntermaßen volatiler sind als andere Preise. Die Inflationsdaten für November werden weitere Anhaltspunkte dafür liefern, ob sich dieser Trend fortsetzt oder ob es sich nur um einen Zwischentief handelt. Ökonomen erwarten nach dem Factset-Konsens einen weiteren Rückgang der jährlichen Inflationsrate auf 7,3 Prozent in der Gesamtrate. In der Kernrate wird ein Rückgang auf 6,1 von 6,3 Prozent prognostiziert. Die Fed entscheidet einen Tag später über ihre Geldpolitik.

>>> Dienstag, 13. Dezember 2022, 14:30 Uhr


2. Wirtschaftsministerium skizziert Tiefe der Rezession 

Wenn das Bundeswirtschaftsministerium seinen Monatsbericht zur wirtschaftlichen Lage im Dezember bekannt gibt, wird sich das Augenmerk mehr als sonst auf Aussagen zur bevorstehenden Konjunkturentwicklung im Winterhalbjahr und im Gesamtjahr 2023 richten. Nachdem die Quartalsentwicklung jüngst besser als erwartet ausgefallen war, hatten die Volkswirte von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im November ihre Einschätzung einer bevorstehenden Rezession zwar noch untermauert. Jedoch mehren sich Stimmen, nach denen diese nicht so tief ausfallen könnte wie erwartet. So haben die fünf Wirtschaftsweisen für 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,2 Prozent prognostiziert, während die Regierung offiziell noch von minus 0,4 Prozent ausgeht. Hier könnte eine Korrektur bevorstehen.

>>> Mittwoch, 14. Dezember 2022


3. Fed macht langsamer, aber dafür mehr 

Die US-Währungshüter haben signalisiert, dass sie den Leitzins bei ihrer anstehenden Sitzung um 50 Basispunkte anheben wollen. Der erhöhte Lohndruck könnte sie aber dazu veranlassen, ihn weiter auf ein höheres Endniveau zu hieven, als die Marktteilnehmer derzeit erwarten. Die Fed hat die Zinsen in diesem Jahr so schnell wie seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr angehoben, unter anderem um 75 Basispunkte bei jeder der letzten vier Sitzungen. Fed-Chef Jerome Powell sagte zuletzt, es wäre sinnvoll, wenn die Notenbanker die Zinserhöhungen verlangsamen würden. Eine geringere Anhebung um 50 Punkte würde eine neue Phase der geldpolitischen Straffung der Geldpolitik einläuten, während die Fed überlegt, um wie viel höher sie die Zinsen anheben soll. Die Notenbanker gehen davon aus, dass der Preisdruck im nächsten Jahr deutlich nachlassen wird, aber ein lebhaftes Lohnwachstum oder eine höhere Inflation in den arbeitsintensiven Dienstleistungssektoren könnte eine Erhöhung des Leitzinses über die 5 Prozent hinaus nötig machen, die Anleger derzeit erwarten. Aktuell liegt der Leitzins in der Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent.

>>> Mittwoch, 14. Dezember 2022, 20:00 Uhr


4. Folgen des Ukraine-Kriegs und Sanktionen Thema beim EU-Gipfel 

Beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) werden die zahlreichen Dimensionen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Vordergrund stehen. Aktuell plant die EU-Kommission ein weiteres, inzwischen neuntes Sanktionspaket gegen Russland. Dem steht die Bundesregierung positiv gegenüber. Andere Themen auf der Agenda sind die Energieversorgung sowie die wirtschaftlichen Folgen des Krieges. Auch soll über Sicherheits- und Verteidigungsfragen sowie die südliche Nachbarschaft gesprochen werden. Vermutlich wird man auch beraten über eine europäische Reaktion auf das sogenannte Inflationsreduzierungsgesetz (IRA) der USA, durch das lokal getätigte Investitionen in Klimaschutz und Energiesicherheit massiv subventioniert werden. Europa befürchtet eine Benachteiligung eigener Firmen und einen transatlantischen Handelskrieg mit den USA.

>>> Mittwoch, 14. Dezember 2022, 20:00


5. Bank of England verlangsamt die Straffung 

Die Bank of England (BoE) dürfte bei ihrer Sitzung das Tempo der geldpolitischen Straffung verlangsamen, da es bei den mittelfristigen Inflationserwartungen und der Nachfrage nach Arbeitskräften vermehrt Zeichen für eine Abschwächung gibt. Ökonomen rechnen mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte auf 3,50 Prozent. Im November hatte die BoE ihren Leitzins um 75 Punkte angehoben. Das war die größte Anhebung seit 1989. Die BoE kämpft gegen einen Inflationsschub durch steigende Energiepreise, während die britische Wirtschaft in eine Rezession rutscht. Diese heranrückende Rezession lässt manche BoE-Ratsmitglieder zweifeln, ob weitere Zinserhöhungen nötig sind. Im November hatten bereits zwei Ratsmitglieder gegen die Erhöhung um 75 Punkte gestimmt und geringere Zinsschritte vorgeschlagen. Das Abstimmungsverhalten der Ratsmitglieder könnte daher weiter zersplittern.

>>> Donnerstag, 15. Dezember 2022, 13:00


6. EZB-Zinsen nähern sich dem neutralen Bereich 

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte am Ende seiner Beratungen am 15. Dezember erneut einen kräftigen Zinsschritt nach oben beschließen. Analysten erwarten überwiegend, dass sie es dieses Mal bei 50 Basispunkten belassen wird, wodurch der maßgebliche Einlagensatz auf 2,00 Prozent steigen würde und in einem Bereich läge, den manche EZB-Ratsmitglieder als "neutral" betrachten. Es gibt aber auch Analysten, die mit erneut 75 Basispunkten rechnen. Argumente gibt es für beide Varianten, wobei grob gesagt die zu erwartende Rezession für einen kleineren Schritt spricht, die sehr hohe Inflation aber für einen größeren. Außerdem liegen der EZB neue Wachstums- und Inflationsprognosen vor. Die EZB wird die allgemeinen Prinzipien des geplanten Bilanzabbaus bekannt machen, der aber wohl frühestens Ende des ersten Quartals beginnen wird.

>>> Donnerstag, 15. Dezember 2022, Zinsbeschluss 14:15, Pressekonferenz Lagarde 15:45


7. Volkswagen stellt sich neu auf 

Immer mehr Projekte des früheren Chefs Herbert Diess werden angesichts der massiven Verzögerungen bei der Entwicklung neuer Softwarearchitekturen wieder eingestampft. Nun soll auch das Prestige-Projekt Trinity um das neue Elektro-Auto, und damit auch das geplante neue Werk am Stammsitz Wolfsburg, offenbar zur Disposition stehen. Der Aufsichtsrat wird wohl über dieses und weitere Themen auf seiner Sitzung beraten und möglicherweise auch entscheiden. Auf der Agenda steht zudem, wie üblich am Jahresende, die Belegung und Auslastung der Werke.

>>> Donnerstag, 15. Dezember 2022


Mitarbeit: Andreas Plecko, Hans Bentzien, Andreas Kißler, Andrea Thomas

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December 09, 2022 08:58 ET (13:58 GMT)