FRANKFURT (dpa-AFX) - Volkswagen (VW) hat die Anleger am Donnerstag mit seinen Geschäftszahlen überzeugt. Die Gewinne des Autobauers litten im ersten Quartal zwar unter schwächeren Verkäufen und Kosten für Rechtsrisiken. Doch um diese und andere Sondereffekte bereinigt sahen Analysten das operative Ergebnis (Ebit) über den Erwartungen. Auf Lob stieß vor allem die Geschäftsentwicklung bei der Kernmarke Volkswagen.

Gegen Mittag legten die Vorzugsaktien der Wolfsburger um über viereinhalb Prozent auf 162,18 Euro zu und eroberten die Dax-Spitze. Den Kursrücksetzer seit dem Zwischenhoch vor über einer Woche machten sie damit großteils wieder wett. Unspektakulär fällt dagegen die Entwicklung der Aktie seit Jahresbeginn aus: Die Erholung um knapp 17 Prozent entspricht ungefähr der des deutschen Leitindex.

Volkswagen sei solide ins Jahr gestartet und habe mit dem Umsatz sowie insbesondere mit dem bereinigten Ebit die Konsensschätzungen übertroffen, lobte Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan. Arndt Ellinghorst von Evercore ISI teilte diese Einschätzung. Angesichts der Tatsache, dass das erste Quartal für die meisten Unternehmen sehr schwierig gewesen sei, habe sich Volkswagen gut geschlagen. Der Aktienkurs spiegele die grundlegende Geschäftsentwicklung und die künftigen Möglichkeiten vor allem im Branchenvergleich nicht angemessen wider.

Derweil merkte Philippe Houchois vom Analysehauses Jefferies an, dass die Kosten für Rechtsrisiken wegen des Diesel-Skandals mit einer Milliarde Euro höher als erwartet ausfielen. Auch sein Kollege Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS sah darin eine negative Überraschung. Indes raten die genannten Analysten mit Ausnahme des Jefferies-Experten weiter zum Kauf der Aktie und liegen mit ihren Kurszielen klar über dem aktuellen Bewertungsniveau.

Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern sank im ersten Quartal um 0,3 auf 3,9 Milliarden Euro. Vor Sondereinflüssen legte es hingegen um 0,6 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro zu. Dabei kam Volkswagen die Neubewertung von Finanzgeschäften in Höhe von 0,4 Milliarden Euro zugute. Der Konzernumsatz stieg insgesamt auch dank der Finanzsparte um 3,1 Prozent auf 60 Milliarden Euro.

An den Zielen für 2019 halten die Wolfsburger fest: Demnach sollen die Auslieferungen an die Kunden den Wert des Vorjahres leicht übertreffen. 2018 hatte der Konzern mit 10,83 Millionen Fahrzeugen mehr Autos ausgeliefert als jemals zuvor. Beim Umsatz wird ein Plus von bis zu fünf Prozent angestrebt, und die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen - also der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz - soll 6,5 bis 7,5 Prozent erreichen. JPMorgan-Analyst Asumendi sieht im ersten Quartal eine solide Basis, um die Konsensschätzung von 17,4 Milliarden Euro für das operative Jahresergebnis zu erreichen./gl/men/stk