FRANKFURT (dpa-AFX) - Die von der Viruskrise zuletzt besonders stark belasteten Aktien aus der Dax-Familie haben am Montag die marktbreite Erholung an den Börsen angeführt. Die zuletzt abgestraften Aktien von MTU und Airbus gehörten zum Wochenauftakt in ihren Dax- und MDax-Indizes mit Anstiegen um 8 und 6 Prozent zu den größten Gewinnern. Sixt, Deutsche Euroshop und HHLA dominierten im SDax mit Anstiegen von bis zu 11 Prozent das Bild.

Die Aktien stellten ihre Indizes damit deutlich in den Schatten: der Dax erholte sich zeitgleich um 4,5 Prozent, der MDax um 3 Prozent und der SDax um 4,2 Prozent. Auch andere Werte, die zuletzt besonders stark unter Druck standen, folgten dem Beispiel. Dazu zählten etwa die Aktien von Hugo Boss mit einem Kurssprung um 7 Prozent und jene von Fraport und der Lufthansa mit Anstiegen um 5 bis 7 Prozent. Die Papiere der Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen rückten um bis zu 7,4 Prozent vor.

Die Erholung bei all diesen Werten ist jedoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, galten sie mit Einbußen von teilweise mehr als 60 Prozent doch zuletzt als größte Verlierer in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. Die Folgen der Krise trafen sie seit deren Eskalation am 24. Februar besonders hart. Trotz der jüngsten Gewinne sind die Papiere noch immer schwer gezeichnet. Die Erholungen von den Tiefs, die meist aus dem März stammen, im Überblick:

MTU (im Tief -62%, seither Erholung um 17%) und AIRBUS (Tief -64%, Erholung um 13%): Mit einem beispiellosen und unvorbereiten Einbruch des weltweiten Luftverkehrs hat die Krise die Flugzeugindustrie und ihre Zulieferer besonders hart getroffen. Barclays-Expertin Milene Kerner wurde nun am Montag zur nächsten Analystin, die sich pessimistischer zum Sektor äußerte - und MTU auf "Equal Weight" abstufte. Zuvor hatte Celine Fornaro von der UBS bereits ihre Kaufempfehlung für MTU aufgegeben. Während sie die Flugzeugflotten noch länger am Boden sieht, sorgt sie sich um die Nachfrage nach neuen Jets, aber auch um Erlöse im Service- und Wartungsgeschäft.

LUFTHANSA (Tief -47%, Erholung um 8%) und FRAPORT (Tief -60%, Erholung um 43%): Der plötzliche Zusammenbruch des weltweiten Flugverkehrs gilt bei Experten für viele Fluggesellschaften als existenzbedrohend. Laut dem Citigroup-Experten Mark Manduca kostet jeder Shutdown-Monat die Lufthansa eine Milliarde Euro. Er schockte den Markt jüngst mit einem Kursziel von nur noch 50 Cent für die Kranich-Airline. Beim Flughafenbetreiber Fraport kam das Passagieraufkommen Ende März mit einem Rückgang um 91 Prozent zum Erliegen. Fraport schloss einen Terminal und saniert eine Start- und Landebahn.

HHLA (Tief -58%, Erholung um 34%): Der Hamburger Hafenbetreiber bekommt die Krise mit einem massiven Rückgang des Hafenumschlags zu spüren. Im März stellte das Unternehmen in Aussicht, dass deutlich weniger Schiffe aus China die Kaimauern erreichen - und dies teils nur halb mit Containern gefüllt. NordLB-Experte Wolfgang Donie sieht die Hamburger vor großen Herausforderungen. Immerhin sollen die Anleger für 2019 aber eine Dividende bekommen.

VOLKSWAGEN (Tief -52%, Erholung um 33%) und CONTINENTAL (Tief -54%, Erholung um 24%): Für die Autobauer brach mit dem Ausbruch des Virus zuerst der chinesische Wachstumsmarkt weg und dann kam es mit der Ausdehnung auf Europa und die USA in den gestandenen westlichen Märkten noch dicker. Die vom Ifo-Institut ermittelten Geschäftserwartungen der deutschen Autoindustrie für die nächsten Monate sind im März wegen der Corona-Pandemie eingebrochen. BMW hat im ersten Quartal mehr als 20 Prozent weniger Autos verkauft als im Vorjahresquartal. Im Schlepptau trifft dies auch die Zulieferindustrie hart.

HUGO BOSS (Tief -56%, Erholung um 22%) und DEUTSCHE EUROSHOP (Tief -63%, Erholung um 26%): Die Schließung von Läden und Einkaufszentren in vielen internationalen Ländern hat Einzelhandelswerte zuletzt mächtig unter Druck gesetzt. Neben dem Modekonzern Hugo Boss bekam auch die Aktie des Einkaufszentren-Investors Deutsche Euroshop die Maßnahmen zur Viruseindämmung deutlich zu spüren. Er fürchtet ausbleibende Mietzahlungen bis hin zu Insolvenzen von Ladenmietern.

SIXT (Tief -66%, Erholung um 65%): Den Autovermieter Sixt erwischt die Corona-Krise mit voller Wucht, weil mit den Touristen und Geschäftsreisenden auch die Nachfrage ausbleibt. Das Unternehmen stemmt sich aber mit Kostensenkungen, verzögerten Investitionen und einer verkleinerten Flotte gegen die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie./tih/kro/jha/