Von Jacky Wong

PEKING (Dow Jones)--Tesla muss sich in China entschuldigen. Das Unternehmen hat sich auch einer anderen, längerfristigen Herausforderung zu stellen: Es entstehen derzeit einheimische Wettbewerber.

Der US-Elektroautohersteller entschuldigte sich zuletzt öffentlich für seinen Umgang mit einem Protest auf der Auto Shanghai Expo. Im Internet hatte es eine heftige Gegenreaktion gegeben, die auch staatliche Medien und ein Gremium der Kommunistischen Partei einschloss. Eine Demonstrantin hatte behauptet, dass fehlerhafte Bremsen an der Model-3-Limousine ihrer Familie einen Unfall verursachten, bei dem ihre Eltern ins Krankenhaus mussten.

Die Entschuldigung zeigt, wie sehr sich China zu Teslas wichtigstem Markt entwickelt und wie vorsichtig das Unternehmen in dem Land vorgehen muss, da es zu einer immer prominenteren Zielscheibe für Kritik geworden ist. Das Unternehmen hatte im März aber seinen besten Monat in China und verkaufte 35.478 Model 3 und Model Y, die Tesla in seinem Werk in Schanghai fertigte.


   China dürfte dieses Jahr Krone bei E-Mobilität von Europa zurückerobern 

Nachdem Europa China im vergangenen Jahr als weltgrößten Markt für Elektroautos überholt hat, dürfte es sich diesen Platz in diesem Jahr wahrscheinlich zurückerobern. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden 489.802 Elektrofahrzeuge, einschließlich Plug-in-Hybride, verkauft. Das war fast doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum des Jahres 2019. Der Markt hat sich seit Mitte vergangenen Jahres, als China die Pandemie weitgehend unter Kontrolle hatte, stark erholt.

Der Boom ist teilweise auf die starke Nachfrage nach einem 4.400 US-Dollar teuren Schrägheckauto namens Hongguang Mini EV zurückzuführen, das ein Joint Venture von General Motors, Liuzhou Wuling und vom staatlichen Unternehmen SAIC Motor herstellt. Das Auto ist billig und praktisch genug, um das Model 3 zu übertreffen, aber es ist kein direkter Konkurrent von Tesla in Bezug auf Leistung oder Reichweite. Im Moment hat Tesla im Premiumsegment noch die Nase vorn.


   Konkurrenz für Tesla auch im Premiumsegment 

Aber auch bei den höherwertigen E-Fahrzeugen taucht Konkurrenz auf. Die Han-Limousine von BYD, das von Warren Buffett unterstützt wird, verkauft sich seit ihrer Markteinführung im vergangenen Jahr prächtig. Autoverkäufe von Start-ups wie Nio und Xpeng erreichten im vergangenen Quartal Rekorde. Und chinesische Technologieunternehmen, vom Suchmaschinenriesen Baidu bis zum Smartphone-Hersteller Xiaomi, stürzen sich mit ins Getümmel.

Die noch laufende Autoshow in Schanghai - ein derzeit seltenes Ereignis mit echten Menschen - deutet auch auf einen zunehmenden Wettbewerb hin, da die Autohersteller ihre Elektro-Ambitionen auf dem größten Automarkt der Welt präsentieren. So stellte die Zhejiang Geely Holding, zu der Volvo gehört, den Zeekr 001 unter ihrer neuen Elektro-Marke vor. Die Limousine liegt preislich etwas über dem Model 3 und wird später in diesem Jahr in China auf den Markt kommen. Angesichts der Erfahrung von Geely in China und der Technologie von Volvo könnte sie ein ernstzunehmender Herausforderer sein.


   Auch Volkswagen und Daimler preschen in China vor 

Auch westliche Autohersteller stellen China in den Mittelpunkt ihrer Elektro-Strategie. Volkswagen kündigte den ID.6 an, ein neues SUV, das später in diesem Jahr exklusiv in China verkauft werden soll. Mercedes-Benz wird sein siebensitziges Elektroauto EQB später in diesem Jahr in China auf den Markt bringen, noch vor Europa und den USA. Tesla hat in China immer noch die Nase vorn, aber die Straße dürfte holpriger werden - und viel voller.

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April 22, 2021 09:59 ET (13:59 GMT)