HANNOVER (dpa-AFX) - Trotz massiv steigender Corona-Infektionszahlen hat Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann vor zu harten Beschränkungen abgeraten. Es sei nicht nötig, etwa die Gastronomie zu schließen oder die Produktion bei Volkswagen stillzulegen, sagte der CDU-Politiker dem "Handelsblatt". "Wir brauchen keine Wiederholung des harten Lockdowns wie im Frühjahr." Es gebe gute Hygienekonzepte. Wichtig sei, Gesundheitsämter besser auszustatten, den Datenaustausch zu verbessern "und dann lokal begrenzt zu reagieren". Althusmann betonte: "Wir müssen mit Verstand und kühlem Kopf an die Sache herangehen. Die Verhältnismäßigkeit der Mittel muss gewahrt bleiben."

Der Minister verwies auf eine Studie der KfW-Bankengruppe, wonach coronabedingt im Mittelstand eine Million Arbeitsplätze verloren gehen könnten. "Da mache ich mir große Sorgen", sagte Althusmann. Er verstehe auch die Wünsche der Wirtschaft nach mehr Planbarkeit: "Das ist wünschenswert, aber in der Krise kaum zu erfüllen. Krise ist nicht planbar." Er sagte: "Wenn wir eine Entwicklung wie in Belgien verhindern wollen, dann müssen wir die Infektionsketten jetzt durchbrechen."

In Niedersachsen stieg die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf den Rekordwert von 1059 Fällen. Von den 45 Landkreisen und kreisfreien Städten im Land gelten 19 als Hotspot.

Der Bund will mit drastischen Kontaktbeschränkungen noch vor Weihnachten die massiv steigenden Corona-Infektionszahlen in den Griff bekommen. Bundesweit sollen Freizeiteinrichtungen und Gastronomie geschlossen, Unterhaltungsveranstaltungen verboten und Kontakte in der Öffentlichkeit sowie Feiern auf Plätzen und in Wohnungen eingeschränkt werden. Das geht aus einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf der Beschlussvorlage des Bundes für die Video-Konferenz von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten an diesem Mittwoch hervor./tst/DP/jha