SÖDERTäLJE (AFP) -- Deutschland und Schweden wollen beim Ausbau der erneuerbaren Energien eng zusammenarbeiten, verfolgen in der Frage der Atomkraft aber weiterhin unterschiedliche Wege. Angesichts der Gaskrise infolge des russischen Kriegs in der Ukraine sei die Abkehr von fossilen Energieträgern auch ein "sicherheitspolitisches Gebot", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag bei einem Besuch in Stockholm.

Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson stimmte ihm zu. Der Krieg habe gezeigt, "wie wichtig es ist, unsere fossile Abhängigkeit zu reduzieren". Sie fügte hinzu: "In Schweden bereiten wir uns auf schwierige Zeiten vor."

Schweden setze weiterhin auf die Atomkraft und werde dies "auf lange Zeit" so fortführen, sagte Andersson bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz. Pläne für den Bau neuer Atomkraftwerke gebe es aber nicht. Der Kanzler sagte, jedes Land müsse in der Energiepolitik "seine eigenen Entscheidungen" treffen. "In anderen Ländern spielt die Atomkraft eine Rolle", fügte er hinzu.

In der Stadt Södertalje bei Stockholm besuchten Scholz und Andersson ein Werk des schwedischen Fahrzeugbauers Scania. Scania arbeitet dort gemeinsam mit dem deutschen Mutterkonzern Volkswagen an Konzepten zur klimaschonenden Elektrifizierung des Lastverkehrs. Ziel des Projektes ist es, den Güterverkehr vor allem auf langen Strecken umweltfreundlicher zu gestalten.

Dafür sollen Hybrid-Lkw mit ausfahrbaren Stromabnehmern gebaut werden; sie sollen an Autobahnabschnitten zum Einsatz kommen, die mit Strommasten versehen sind. Dort sollen die Lkw dann auf diesen Abschnitten vom Verbrennungs- auf den Elektroantrieb umstellen.

Bei der Energiewende komme der Elektromobilität "eine Schlüsselrolle" zu, sagte Scholz, der bei dem Werksbesuch selbst einen Elektro-Lkw über die Testrecke steuerte. Ministerpräsidentin Andersson würdigte die Lkw-Entwicklung als "Beispiel, wie die grüne Wende passiert und wie sie Arbeitsplätze schafft".

Das Forschungsprojekt wurde 2019 gestartet. Gefördert wird es unter anderem vom Bundesumweltministerium. Der Besuch in dem Scania-Werk war die letzte Station von Scholz' Skandinavien-Reise, die am Montag in Norwegen begonnen hatte. Am Nachmittag wird der Kanzler in Berlin zurückerwartet.

DJG/hab

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August 16, 2022 07:10 ET (11:10 GMT)