HANNOVER (dpa-AFX) - Das Land Niedersachsen und mehrere Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen, das bis 2025 einen Quantencomputer entwickeln soll. Dazu solle die Expertise von mehr als 400 Wissenschaftlern der beteiligten Instituten gebündelt werden, teilten das niedersächsische Wissenschaftsministerium und die Volkswagen Stiftung am Freitag mit. Das Konzept der Quantencomputer ist eine Reaktion auf die Tatsache, dass die bislang übliche Entwicklung von Hochleistungscomputern an ihre physikalischen Grenzen stößt.

Ein Quantencomputer speichert Informationen nicht wie gängige Computer als Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null. Ein "Qubit" eines Quantencomputers kann vielmehr beides gleichzeitig sein. Das Quantenteilchen hält solange beide Zustände inne, bis man es sich ansieht oder misst. Damit können Quantencomputer theoretisch um ein Vielfaches schneller und leistungsfähiger sein als herkömmliche Rechner.

Gründungsinstitutionen des neuen Forschungsverbunds "Quantum Valley Lower Saxony" sind die Leibniz-Universität Hannover, die TU Braunschweig, die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), das Albert-Einstein-Institut der Max-Planck-Gesellschaft sowie das Institut für Satellitengeodäsie und Inertialsensorik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Medizintechnikkonzern Sartorius AG. Mehr als 220 Millionen Euro seien in den vergangen zehn Jahren in die Quantenforschung geflossen, damit sei die niedersächsische Quantenforschung auf Spitzenniveau.

Ziel sei nicht nur, in der Forschung voranzukommen. Mit einer eigenen Geschäftsstelle solle ab Januar 2021 der Technologietransfer in die Wirtschaft und die Start-up-Szene einen Schub erhalten. Im "Letter of Intent" des Bündnisses, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, Quantentechnologien hätten "tiefgreifende Auswirkungen auf Industrie und Gesellschaft" und gleichzeitig eine "erhebliche Bedeutung für unsere zukünftige technologische Souveränität". Das Forschungsfeld stehe an der Schwelle zur Kommerzialisierung.

Nach erfolgreicher wissenschaftlicher Begutachtung durch die Volkswagen Stiftung will das Land Niedersachsen laut der Absichtserklärung das Projekt zusätzlich mit bis zu 25 Millionen Euro unterstützen. Zugleich bewirbt sich das Bündnis um Finanzierung aus Konjunkturpaket und Förderprogrammen der Bundesregierung für Quantentechnologien. Professor Jürgen Mlynek, Gründungsbeauftragter des Bündnisses, sagte: "Quantencomputer und Quantentechnologien werden die Zukunft bahnbrechend verändern." Laut Oscar-Werner Reif, Leiter Forschung und Entwicklung bei Sartorius, ermöglicht die Technologie künftig, etwa riesige Datenmengen in kürzester Zeit zu verarbeiten./tst/DP/eas