Hamburg (Reuters) - Bei Volkswagen läuft das Geschäft mit Autofinanzierungen und Leasingverträgen trotz sinkender Neuzulassungen wie geschnitten Brot.

Das operative Ergebnis kletterte im ersten Halbjahr um 27,5 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro - eine neue Bestmarke, wie Volkswagen Financial Services, der Finanzdienstleister des Konzerns, am Montag in Braunschweig mitteilte. Grund seien anhaltend hohe Erlöse aus dem Verkauf von Gebrauchtwagen und geringe Kosten für Kredit- und Restwertrisiken. "Wir werden aufgrund des sehr positiven Geschäftsverlaufs die ursprünglich avisierten vier Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2022 signifikant überschreiten", erklärte Finanzchef Frank Fiedler.

Auf Nachfragen sagte er bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten, das Ergebnis werde im Bereich von fünf Milliarden Euro liegen. "Wir sollten davon ausgehen, dass vorne eine fünf steht." Im vergangenen Jahr hatte der Finanzdienstleister den operativen Gewinn auf 5,7 Milliarden Euro verdoppelt.

Die Finanzsparte profitiert davon, dass Halbleiter bislang knapp sind und viele Kunden auf Leasingrückläufer ausweichen. Daneben wird die Bilanz die durch niedrige Risikokosten und die günstige Refinanzierung durch die Verbriefung von Autokrediten (ABS) entlastet. Wegen der eingeschränkten Verfügbarkeit von Neuwagen sank die Zahl der Neuabschlüsse für Finanzierungen, Leasing, Dienstleistungen und Versicherungen im ersten Halbjahr um 8,8 Prozent auf 3,8 Millionen Stück.

Inzwischen lässt der Halbleitermangel nach und Volkswagen kann wieder mehr Fahrzeuge bauen. Damit läuft die Sondersituation aus, bei der eine hohe Fahrzeugnachfrage auf ein knappes Angebot stieß und die Wolfsburger höhere Preise durchsetzen konnten. Für die Finanzsparte bedeutet dies, dass sich das Geschäft normalisiert. Hinzu kommt, dass sich die Aussichten für die Kundschaft durch gestiegene Energie- und Rohstoffkosten, höhere Zinsen und die Inflation verschlechtern.

(Bericht von Jan C. Schwartz. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)