FRANKFURT (Dow Jones)--Dem VW-Konzern drohte einem Medienbericht zufolge im Oktober für das Geschäftsjahr 2020 ein Ergebniseinbruch bei seiner Hauptmarke VW Pkw. Aktuell geht Volkswagen Unternehmenskreisen zufolge indes "nicht davon aus, bei der Marke VW im Gesamtjahr einen Verlust eingefahren zu haben", wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person Dow Jones Newswires sagte.

Business Insider hatte geschrieben, dass nach vielen Jahren mit Milliardengewinnen für die jüngst beendete Berichtsperiode sogar rote Zahlen nicht ausgeschlossen gewesen seien. In VW-Pkw-internen Unterlagen vom Oktober, die das Wirtschaftsmagazin habe einsehen können, habe gestanden, dass ein "positives Jahresergebnis mit schwarzer Null in Gefahr ist".

Ein VW-Sprecher sagte dazu auf Nachfrage von Dow Jones Newswires, belastbare Aussagen, ob der Breakeven geschafft wurde, könne der Konzern erst zur Jahresbilanzpressekonferenz treffen, die für den 16. März geplant sei. "Nach dem positiven 3. Quartal haben wir trotz der Abriegelungen in einigen Ländern zum Ende des Jahres im 4. Quartal einen deutlichen Gewinn angestrebt, um den Break-even für das Gesamtjahr zu sichern", sagte der VW-Sprecher.

Es seien mehrere Gegenmaßnahmen ergriffen worden, um die negativen Auswirkungen der Covid-19-bedingten Volumenverluste auf die finanzielle Performance der Marke Volkswagen zu begrenzen. Zudem sei das dritte Quartal ein klares Indiz dafür gewesen, "dass wir uns schnell von der Talsohle zu Beginn des zweiten Quartals erholen konnten".

Business Insider zufolge habe der Chef der Kernmarke, Ralf Brandstätter, bei einer internen Veranstaltung im Oktober zudem moniert, dass der Breakeven "im Wettbewerbsvergleich zu hoch" sei. Wettbewerber hätten im ersten Halbjahr 2020 noch deutlich operative Gewinne erzielt, hingegen habe Volkswagen einen operativen Verlust aufgewiesen.

Ausweislich interner Planungen habe VW Pkw dem Bericht zufolge für 2020 ursprünglich die Produktion von weltweit 3,6 Millionen Neuwagen budgetiert. Inzwischen rechneten die Wolfsburger mit lediglich 2,7 Millionen Einheiten, so das Magazin.

Für die Abweichung von fast einer Million Autos seien neben dem coronabedingten Fertigungs- und Nachfragerückgang auch Fehler bei der Umstellung auf das neue Verbrauchs- und Emissionsmessverfahren WLTP verantwortlich. "Jedes Jahr entstehen durch verschobene oder zu späte WLTP-Prüfungen Angebotslücken in wichtigen Märkten", habe Brandstätter gerügt. "Hier liegt für unsere Marke ein Absatzpotenzial von 100.000 Fahrzeugen."

Unter Berufung auf Geschäftspartner der Wolfsburger Kernmarke berichtet das Magazin, VW Pkw forciere inzwischen die Bemühungen, von Lieferanten das dem Hersteller zustehende Geld aus älteren Rechnungen einzutreiben. Ob VW Pkw auch damit die dringend erhoffte schwarze Null für das Geschäftsjahr 2020 schaffe, bleibe fraglich.

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January 06, 2021 03:53 ET (08:53 GMT)