Von Markus Klausen
FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagen hat die Pandemie überraschend gut überstanden und scheint auch die Engpässe bei Hochleistungschips derzeit ohne größere Schwierigkeiten zu bewältigen. Angesichts des bereits im Januar veröffentlichten Jahresgewinns gehen Analysten davon aus, dass VW im Schlussquartal erstmals in der Konzerngeschichte eine zweistellige Rendite erzielt haben könnte. Da die Wolfsburger die Geschäftszahlen am Freitag nicht nach Marken aufschlüsseln, stehen vor allem der Ausblick und Aussagen zur Chip-Krise im Fokus.
Folgende Punkte stehen besonders im Blickpunkt:
VW VON AUDI UND PORSCHE BEFLÜGELT: Operativ verdiente VW bereinigt, also exklusive Kosten der Dieselaffäre, der Vorabmeldung zufolge rund 10 Milliarden Euro. Das ist zwar nur rund die Hälfte des Gewinns aus dem Jahr davor, übertraf aber die Marktschätzungen deutlich. Grund ist ein außergewöhnlich starkes Schlussquartal. Analysten der UBS gehen davon aus, dass VW alleine im vierten Quartal operativ 7,6 Milliarden Euro verdient hat, das wäre ein Rekord. Die bereinigte Marge sollte über 10 Prozent liegen. Damit läge VW an der "Pole Position" unter den großen Autoherstellern weltweit, meint Metzler-Analyst Jürgen Pieper.
CHIP-ENGPASS BREMST NUR KURZ? Zumindest gehen Analysten derzeit davon aus, dass der Gegenwind ab April deutlich abnehmen sollte. Wegen des Chip-Mangels hat der Wolfsburger Konzern in mehreren Werken zumindest tageweise Kurzarbeit angemeldet. Daher dürfte das VW-Management für das erste Quartal etwas gedämpfte Töne anschlagen, heißt es bei der UBS mit Blick auf temporären Produktionsunterbrechungen. Analyst Pieper geht sogar davon aus, dass die Probleme nur ein bis zwei Monate belasten dürften.
VOLLE KRAFT VORAUS? Die Schätzungen für das laufende Jahr sind ausgesprochen optimistisch: Im Konsens rechnen Analysten derzeit mit einer Verdoppelung des operativen Gewinns - VW hätte damit quasi wieder das Niveau von vor der Corona-Krise erreicht. Dank seiner Premiummarken sowie der guten Marktstellung in China sollte sich VW besser als der Gesamtmarkt entwickeln, fassen Analysten der DZ Bank die Lage zusammen. Zudem gewinne die E-Offensive in den kommenden Quartalen an Fahrt. Optimistisch stimme auch, dass die Nachfrage nach den Fahrzeugen von VW nach wie vor stark sei, meint Metzler-Analyst Pieper. Die Probleme beim neuen Golf oder dem ID3 seien eher beim Produktionsanlauf zu finden und weniger ein Problem der Nachfrage.
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. BERICHTET PROG PROG PROG
GESAMTJAHR 2020 Gj20 ggVj Gj20 ggVj Zahl Gj19
Umsatz k.A. -- 218.342 -14% 21 252.632
Operatives Ergebnis k.A. -- k.A. -- -- 16.960
Operatives Ergebnis** rd.10.000 -48% 5.785 -70% 21 19.296
Erg vor Steuern k.A. -- 6.305 -66% 16 18.356
Erg nach Steuern/Dritten k.A. -- 4.371 -67% 18 13.346
Erg je Vorzugsaktie k.A. -- 8,67 -67% 18 26,66
Operatives Ergebnis Sparten:
. PROG PROG PROG
. Gj20 ggVj Zahl Gj19
Volkswagen PKW 60 -98% 2 3.785
Audi 1.550 -66% 2 4.509
Porsche 57 -99% 2 4.210
Skoda 859 -48% 2 1.660
SEAT -288 -- 2 445
Volkswagen Nutzfahrzeuge -319 -- 2 510
Finanzdienstleistungen 2.248 -24% 2 2.960
Dividende je Vorzugsaktie 2,97 -55% 19 6,56
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Das Unternehmen hat vorab das bereinigte operative Ergebnis für das Gesamtjahr 2020 bekanntgegeben.
* vor Sondereinflüssen
** vor Sondereinflüssen, gerundete Angabe, "bei 10 Milliarden Euro"
- Stand Prognosen: 22. Januar 2021
- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens, S&P Global Intelligence und Factset
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- k.A. = keine Angaben
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: markus.klausen@dowjones.com
DJG/kla/mgo
(END) Dow Jones Newswires
February 24, 2021 09:58 ET (14:58 GMT)