Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Vonovia hat die Agenda für die kommenden Wochen und Monate gesetzt. Es gibt einen neuen - und dritten - Versuch, die Berliner Deutsche Wohnen, den anderen Wohnimmobilienkonzern im DAX, zu übernehmen. Zu einem mit 1 Euro etwas höheren Preis, dafür mit deutlich mehr Transaktionssicherheit. Am Freitag, wenn die Vonovia SE ihre Ergebnisse zum Halbjahr und zweiten Quartal veröffentlicht, haben die Investoren schon ein paar Tage Zeit gehabt, die Nachricht zu verdauen und einzuordnen. CEO Rolf Buch wird sich darauf einstellen müssen, dass die Anleger seine Quartalsergebnisse sowie eine Woche später die des künftigen Partners, Deutsche-Wohnen-CEO Michael Zahn, weitgehend ignorieren und primär an der geplanten Transaktion und den gemeinsamen Perspektiven interessiert sein dürften.

Die Halbjahreszahlen wird die Vonovia SE voraussichtlich am Freitag, den 6. August, vorbörslich veröffentlichen.

Was für Anleger wichtig wird:

QUARTAL/HALBJAHR/GESAMTJAHR: Vonovia dürfte den Jahreszielen ein Stück näher gekommen sein, auch infolge der sukzessiven Integration der diversen Zukäufe der vergangenen Jahre, die langfristig zu Effizienzgewinnen geführt haben sollten. Rein operativ, denn die meisten der Akquisitionen im Vonovia-Universum unterliegen keinem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, betonte Buch mehrfach am Montag. Das deutsche Steuerrecht benachteilige hier Immobilienunternehmen, indem es solche Verträge für die beteiligten Unternehmen sehr verteuere. Außerdem steht den anderen Aktionären bei einem solchen Vertrag eine angemessene Ausgleichszahlung bzw. Entschädigung für entgangene Dividenden zu. Ein solcher Vertrag sei auch bei der geplanten Transaktion mit Deutsche Wohnen nicht vorgesehen, nicht für die drei Jahre nach dem Closing, aber wahrscheinlich auch nicht danach, so Buch.

ZEITPLAN UND FINANZIERUNG DES ZUSAMMENGEHENS: Vonovia rechnet laut Investorenpräsentation mit Kosten in Höhe von 23,1 Milliarden Euro für die Transaktion mit Deutsche Wohnen und einem Abschluss nach derzeitigem Stand im vierten Quartal. Somit wird der Fortschrittsbericht beide Unternehmen auch in den kommenden Quartalen beschäftigen.

Das Bundeskartellamt hatte den Plänen bereits zugestimmt. Noch in dieser Woche könnte laut Vonovia SE die Befreiung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht von der einjährigen Sperrfrist für ein neues Angebot kommen, die sonst gilt. Entscheidend dafür ist die bereits geäußerte Unterstützung von Deutsche Wohnen für das zeitnahe neue Angebot.

Ende August soll nach dem derzeitigen Zeitplan das Angebot für 53 Euro je Aktie veröffentlicht werden und die erste Annahmefrist starten. Ende September dann will Vonovia das Ergebnis der ersten Annahmefrist verkünden. Erreicht Vonovia dann eine Annahmeschwelle von 50 Prozent, inklusive des bereits bestehenden Anteils von 29,99 Prozent, kann Ende September die zweite Annahmefrist beginnen. Für Anfang Oktober ist das Settlement der ersten Annahmefrist vorgesehen, für Ende Oktober dann das Settlement der zweiten Annahmefrist.

Die Finanzierung ist laut Vonovia gesichert, der Bochumer Konzern plant eine Mischung aus Kapitalerhöhung (bis zu 8 Milliarden Euro), Anleihen (bis zu 6 Milliarden Euro) und Verkauf von Wohnungen - 20.000 an die Stadt Berlin, bis zu weitere 25.000 in Märkten, in denen Vonovia stark präsent ist. Beide Unternehmen zusammen wollen ihr Kreditrating behalten und streben einen Verschuldungsgrad (Loan-to-Value) von unverändert 40 bis 45 Prozent an. Bei Vonovia lag der dieser Ende März bei 41,6 Prozent.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/kla

(END) Dow Jones Newswires

August 05, 2021 23:45 ET (03:45 GMT)