Düsseldorf (Reuters) -Im Ringen um die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen will der deutschen Branchenprimus Vonovia nicht noch mehr Geld lockermachen. "Das ist das letzte Angebot", sagte Vonovia-Chef Rolf Buch am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Blick auf die 53 Euro je Aktie, die die Bochumer nun für den Berliner Konzern bieten. "Es klappt jetzt oder es klappt dann halt eben nicht", sagte Buch an die Adresse der Anteilseigner der Deutschen Wohnen, die auf ein erneut erhöhtes Angebot setzten. Buch will mit einem Gewinnplus und einer erhöhten Jahresprognose im Rücken den neuen Anlauf zur Übernahme des kleineren Rivalen unternehmen und Mitte August seine Offerte unterbreiten.

Der letzte Übernahme-Anlauf Ende Juli war daran gescheitert, dass der Konzern nur 47,6 Prozent und nicht die erforderlichen 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien einsammeln konnte. Viele Hedgefonds hatten auf mehr Geld spekuliert und ihre Aktien zurückgehalten. Knapp 50 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien hielten "vorwiegend Hedgefonds und kurzfristigen Spekulanten", beklagte Buch: "Das ist für ein Wohnungsunternehmen ein sehr ungutes Aktionariat."

Vonovia bietet insgesamt rund 19 Milliarden Euro für die vor allem in Berlin aktive Deutsche Wohnen. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn und seine Vorstandskollegen hatten sich hinter die neue Offerte gestellt, für die die Finanzaufsicht BaFin am Donnerstag grünes Licht gegeben hatte. Ende September solle klar sein, ob Vonovia im dritten Versuch bei der Deutsche Wohnen zum Zuge kommt, hatte Buch angekündigt. Die Konzerne wollten die Offerte nun besser erklären, um mehr Aktionäre zu überzeugen, sagte er: "Wir haben aus den Fehlern gelernt."

Den beiden im Leitindex Dax gelisteten Immobilienriesen gehören zusammen 550.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro, der größte Teil davon in Deutschland. "Gemeinsam können die beiden Unternehmen die erforderlichen Investitionen in Klimaschutz, bedarfsgerechtes Wohnen und bezahlbaren Wohnraum besser schultern", hatten beide Vermieter für die Fusion geworben. Vonovia hält bereits rund 30 Prozent der Deutsche-Wohnen-Anteile, ein Pflichtangebot durch den Ankauf weiterer Aktien am Markt schloss Buch aber ebenfalls aus. Komme Vonovia erneut nicht zum Zuge, sei der Konzern mit 30 Prozent als Minderheitsaktionär der Deutsche Wohnen "ein stabile Anker und kann die Geschäftspolitik mit definieren".

Ein erneutes Scheitern will Buch aber verhindern: "Das neue Angebot ist eine gute Lösung", warb er. Vonovia werde sich von einzelnen Aktionären der Deutsche Wohnen nicht unter Druck setzen lassen. "Wohnungsunternehmen eignen sich nicht für kurzfristige Spekulationen", unterstrich er - solche Interessen vertrügen sich nicht mit der Wohnungswirtschaft. Die Deutsche Wohnen brauche einen langfristig orientierten Investor wie Vonovia. Der Erfolg des Übernahmeangebotes liege deshalb "im Interesse der gesamten deutschen Bevölkerung", sagte der Manager.

Bei Vonovia selbst ging es im ersten Halbjahr aufwärts. Der Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group FFO) - die bei Immobilienfirmen zentrale Kennziffer - erhöhte sich vor allem durch organisches Wachstum wie Neubau und Modernisierung von Wohnungen um 13,1 Prozent auf 764,7 Millionen Euro. "Wir sind weiterhin auf Kurs", sagte Buch. Seine Jahresprognose erhöhte der Konzern: Der Group FFO werde nach 1,35 Milliarden Euro im Vorjahr in einer Bandbreite von 1,465 bis 1,515 Milliarden Euro erwartet - die Spanne wurde um 50 Millionen Euro in die Höhe geschraubt.

(Reporter: Matthias Inverardi, redigiert von Olaf BrennerBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)