BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat im vergangenen Jahr vor allem von der Übernahme der Deutsche Wohnen und höheren Mieteinnahmen profitiert. Umsatz und operatives Ergebnis legten deutlich zu. Die Dividende will das Unternehmen dennoch deutlich kürzen. Das Management werde der Hauptversammlung eine Dividende von 85 Cent je Aktie vorschlagen, teilte das Unternehmen am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch 1,66 Euro ausgeschüttet. Analysten hatten im Schnitt mit einer Dividende von 1,32 Euro gerechnet.

"Wir erwarten auf der Ertragsseite weiterhin eine stabile Entwicklung", sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Allerdings müsse das Unternehmen die Balance finden zwischen zwei unterschiedlichen Erwartungshaltungen seiner Eigentümer. Eine Gruppe von Aktionären wünsche sich Dividendenkontiunität, eine andere fordere besondere Kapitaldisziplin. Beides sei gleichermaßen wichtig. "Wir sind überzeugt, dass unser Vorschlag angemessen ist", fügte er hinzu. Grundsätzlich würden aber Vorstand und Aufsichtsrat an der Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von circa 70 Prozent des FFO nach Minderheiten festhalten.

Derzeit erschweren steigende Zinsen und die Inflation massiv das Umfeld für die stark kreditfinanzierte Immobilienbranche. Die Konkurrenten TAG Immobilien, Grand City Properties und LEG Immobilien haben deshalb den Anlegern für 2022 die Dividende komplett gestrichen.

"Die Folgen dieses schrecklichen Krieges in Europa haben dazu geführt, dass die Notenbanken weltweit die Zinsen in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit erhöht haben", erläuterte Buch. Dies wirke sich auch auf einige der Kennzahlen des Unternehmens aus. Für das laufende Jahr zeigt sich das Unternehmen weiterhin vorsichtig.

Die Nachfrage nach Wohnungen werde auch 2023 steigen, das Marktumfeld bleibe aber herausfordernd, sagte Buch. Im laufenden Jahr sollen die Segmenterlöse auf 6,40 bis 7,20 Milliarden Euro steigen. Für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) peilt das Management 2,60 bis 2,85 Milliarden Euro und für das operative Ergebnis (FFO) 1,75 bis 1,95 Milliarden Euro an.

2022 legte der operative Gewinn (FFO) vor allem dank der Übernahme von Deutsche Wohnen im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 2,04 Milliarden Euro zu. Die Miete stieg per Ende Dezember im Schnitt auf 7,49 Euro pro Quadratmeter - das waren 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei. Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie den Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster können Vermieter teilweise auf die Miete umlegen.

Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um knapp ein Fünftel auf 6,26 Milliarden Euro. Unter dem Strich wies Vonovia einen Verlust von 669 Millionen Euro aus nach einem Gewinn von gut 2,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Buch begründete den Fehlbetrag mit Abschreibungen auf das Immobilienportfolio, auf das Development-Geschäft sowie auf die Pflegetochter in Höhe von insgesamt knapp 1,3 Milliarden Euro./mne/jha/