Eurozone: Einkaufsmanagerindizes

Die Einkaufsmanagerindizes bestätigen jetzt eindrücklich: Die Konjunktur kühlt sich spürbar ab. Dabei wäre das Umfeld für ein nach wie vor kräftiges Wachstum gegeben. Die Auftragsbücher in der Industrie sind voll, doch in Anbetracht des Materialmangels kommt dies nicht in der Produktion an. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist in seiner derzeitigen Höhe sogar überzeichnet. Längere Lieferzeiten werden in diesem Konjunkturbarometer positiv berücksichtigt, wäre dies doch in «normalen» Zeiten Ausdruck einer gutausgelasteten Produktion. Dieses Mal ist es jedoch gerade nicht so. Deshalb sollte der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auch mit Vorsicht genossen werden. Die Stimmung in der Industrie ist schlechter als es der Einkaufsmanagerindex signalisiert. Für viele kleinere Betriebe wird der Materialmangel sogar zur existenzbedrohenden Situation.

Für die Gesamtwirtschaft kommt jetzt erschwerend hinzu, dass Nachholeffekte im Dienstleistungssektor wieder abebben. Der Urlaub ist abgehakt, Restaurants und Bars sind wieder im Normalmodus angekommen. Die Delta-Variante belastet zusätzlich. Sorgen um die Gesundheit lassen oftmals selbst Geimpfte vorsichtiger agieren. Leidtragend ist der Hotel- und Gaststättensektor. Es muss deshalb nicht weiter verwundern, dass der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor um knapp drei Punkte fällt.

Die für dieses Jahr prognostizierten kräftigen Wachstumsraten sind bereits Geschichte. Die Wirtschaft erholt sich nach dem Corona-Schock zwar, aber weit weniger stark als ursprünglich prognostiziert wurde. Im vierten Quartal dürfte die Währungsunion ein nur mageres Wachstum ausweisen. Es besteht sogar das Risiko einer Stagnation. Die Corona-Pandemie und die wirtschaftlichen Folgen bieten also eine Vielzahl von Überraschungen. Die Corona-Krise sollte deshalb nicht mit historischen Rezessionen verglichen werden. Sie weist nach wie vor eine ganz spezielle Anatomie auf.