MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach der Bekanntgabe der geplanten Übernahme des Herstellers von Halbleiterwafern für die Chipindustrie Siltronic durch den taiwanischen Konkurrenten GlobalWafers haben die Kurse im frühen Montagshandel angezogen. Die Gespräche über eine Offerte der Taiwaner in Höhe von 125 Euro je Aktie stünden kurz vor dem Abschluss, teilte die Beteiligung von Wacker Chemie am Sonntag in München mit. Bei diesem Preis wird Siltronic mit 3,75 Milliarden Euro bewertet und damit deutlich höher als zuletzt an der Börse.

Die Siltronic-Papiere legten am Montag nach Handelsstart um rund 12 Prozent zu. Für Wacker Chemie ging es immerhin mehr als 5 Prozent nach oben. Zuvor war bereits der Kurs von GlobalWafers in Taiwan um fast zehn Prozent nach oben geschnellt.

Während Baader-Analyst Markus Mayer die Höhe der Offerte für Wacker Chemie als positiv einschätzte, hielten die Experten des Analysehauses Stifel das Angebot für zu niedrig. Ein Händler warnte zudem, dass die Bundesregierung noch gegen den Deal opponieren könnte. Der Bund könne diesen als einen weiteren Ausverkauf von Schlüsseltechnologie werten und zu verhindern suchen. Zudem stelle sich die Frage, wie Wacker Chemie der Ertrag aus dem Verkauf verwendet.

In ihrem im Februar verabschiedeten Strategiepapier zählt die deutsche Regierung insbesondere Chip-, Netzwerk- und Verschlüsselungstechnik zu den sogenannten nationalen Schlüsseltechnologien. Ziel sei es demnach "industrielle Kernfähigkeiten und strategisch relevante Entwicklungskapazitäten am Standort Deutschland und EU zu erhalten und zu fördern." Möglich wäre daher, dass die behördliche Genehmigung der Transaktion von weiteren Zugeständnissen abhängig sein wird.

Mit dem Zusammenschluss soll laut den beteiligten Firmen ein führender Anbieter in der Waferindustrie entstehen, die angesichts der rasch fortschreitenden Digitalisierung weiterhin starken Rückenwind hat. Weiter heißt es, dass die Vereinbarung nach Zustimmung der Aufsichtsgremien in der zweiten Dezember-Woche unterschrieben werden soll. Auf Basis der Zahlen für 2019 würden es beide Unternehmen zusammen auf einen Umsatz von rund drei Milliarden Euro bringen. Dabei käme der etwas größere Beitrag von den Taiwanern.

Siltronic soll laut den Angaben die eigene Geschäftsstrategie im Wesentlichen fortführen können. Zudem seien Standortschließungen oder betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis Ende 2024 ausgeschlossen. Allerdings hatte Siltronic-Chef Christoph von Plotho in der Vergangenheit immer wieder hohe Stromkosten in Deutschland kritisiert. So verbraucht die Herstellung von Halbleiterwafern, aus denen dann die Kunden etwa Computerchips herstellen, viel Energie.

Der genannte Preis von 125 Euro entspreche einer Prämie von 48 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs der letzten 90 Tage, hieß es weiter vom Unternehmen. In den vergangenen Tagen hatten die im MDax notierten Aktien allerdings kräftig zugelegt: Am Freitag hatten sie mit 113,55 Euro geschlossen und damit auf dem höchsten Niveau seit rund zwei Jahren.

Zusätzlich sollen die Aktionäre - voraussichtlich noch vor Abschluss der Transaktion - für 2020 eine Dividende in Höhe von circa 2 Euro je Aktie erhalten. Der Großaktionär Wacker Chemie hält die Konditionen für "attraktiv und angemessen" und steht kurz vor dem Verkauf seiner Anteile. Die Münchner würden für die verbliebenen Anteile an ihrer ehemaligen Tochter, die sie 2015 an die Börse gebracht hatten und derzeit noch 31 Prozent halten, dann knapp 1,2 Milliarden Euro erhalten.

Auch bei Wacker notierten die Papiere vor dem Wochenende mit 102 Euro bereits auf dem höchsten Niveau seit dem Herbst 2019. Zum Vergleich: Im Frühjahr waren sie im Sog des Corona-Börsencrashs noch bis auf gut 30 Euro eingebrochen./ssc/ngu/fba