Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Disney hat eine Menge Streaming-Fans. Diejenigen an der Wall Street werden aber langsam unruhig.

Die Ergebnisse des vierten Geschäftsquartals zeigten nur 2,1 Millionen neue Disney+ Abonnenten an - die niedrigste Wachstumsrate seit der Einführung des Angebots vor zwei Jahren. Das lag weit unter den 9,3 Millionen neuen Abonnenten, die Analysten erwartet hatten. Aber es entsprach auch einer vorherigen Warnung von CEO Bob Chapek, der auf einer Investmentkonferenz im September für das Quartal einen Zuwachs im "niedrigen einstelligen Millionenbereich" prognostizierte. Als Grund gab er an: Ein schleppendes Tempo der Veröffentlichung neuer Inhalte und den Gegenwind in einigen internationalen Schlüsselmärkten.


   Aktienkurs bricht heftig ein 

Es scheint, dass das Problem nicht von kurzer Dauer sein wird. Während der Telefonkonferenz wies Finanzchefin Christine McCarthy darauf hin, dass Disney erst im vierten Quartal des neuen Geschäftsjahres die "erwartete gleichmäßige Abfolge bei der Veröffentlichung von Inhalten" erreichen wird. Das Unternehmen rechnet von daher damit, dass das Abonnentenwachstum von Disney+ in der zweiten Jahreshälfte "deutlich höher" ausfallen wird als in der ersten.

Da die Prognosen der Wall Street fast 37 Millionen neue Disney+ Abonnenten in den ersten beiden Quartalen des neuen Geschäftsjahres erwarten, wurde dieser Kommentar als weitere Warnung aufgefasst. Der Aktienkurs von Disney fiel nach den Ergebnissen und der Telefonkonferenz um fast 5 Prozent.

Analysten schätzen laut Visible Alpha, dass Disney+ im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 5 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hat. Das sind etwa 7 Prozent des Gesamtumsatzes von Disney, womit das relativ junge Geschäft von der Größe her noch unter den Erlebnisparks, Kabelnetzen und sogar Spielwaren des Unternehmens rangiert. Aber es wird als ein wichtiger Teil von Disneys Zukunft angesehen - vor allem nach einer weltweiten Pandemie, die den Markt für Kinofilme dauerhaft schrumpfen lässt.


   Spitzenverluste voraus 

Die Umstellung ist derweil nicht billig. Der Konzern hält zwar an seinem Ziel fest, bis zum Ende des Geschäftsjahres 2024 bis zu 260 Millionen Disney+ Abonnenten zu erreichen. Das wäre mehr als das Doppelte des derzeitigen Stands. Zugleich warnte das Unternehmen aber, dass das Geschäftsjahr 2022 das Jahr der "Spitzenverluste" für den Dienst sein wird - ein Jahr später als das ursprüngliche Ziel.

Der Gesamtbetriebsgewinn des Unternehmens für das gerade beendete Quartal lag deutlich unter den Erwartungen der Wall Street, da Disney weiterhin mit höheren Kosten in allen Segmenten zu kämpfen hat. Derweil befindet sich die Erlebnispark-Sparte weiterhin im Regenerationsmodus. Der kombinierte Umsatz der inländischen und internationalen Parks in Höhe von etwa 4,2 Milliarden Dollar lag etwa 5 Prozent über den Konsenserwartungen der Analysten, aber immer noch um etwa 23 Prozent unter dem letzten vergleichbaren Quartal vor der Pandemie.

Disneys "Happy End" der Pandemie ist noch nicht abzusehen.

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DJG/DJN/axw/smh

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November 11, 2021 06:21 ET (11:21 GMT)