Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Corona-Pandemie hat zu einer geringeren Migration nach Deutschland geführt. Laut einer Mitteilung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat sich die Einwanderung von den Tiefständen während des Corona-Jahres 2020 in der ersten Jahreshälfte 2021 weniger deutlich erholt als in Österreich oder der Schweiz. Der Wanderungssaldo in Deutschland belief sich im 2020 auf rund 245.000 Personen im Vergleich zu 371.000 Personen im Vorkrisenjahr 2019.

In der ersten Jahreshälfte 2021 betrug die Nettozuwanderung demnach rund 134.000 Personen, das entspricht einem Minus von 33 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2019. "Damit ist die Migration nach Deutschland stärker eingebrochen als beispielsweise in Österreich, der Schweiz und den skandinavischen Ländern, wo sich die Wanderungszahlen im Jahresverlauf stärker erholten", heißt es in der IAB-Mitteilung.

Die Pandemie wirkte sich zudem unterschiedlich auf die Migration nach Deutschland aus verschiedenen Herkunftsländergruppen aus. Mit einem Rückgang von 55 Prozent im Krisenjahr 2020 brach die Migration zu Erwerbszwecken aus Drittstaaten besonders stark ein. Demgegenüber waren die Wanderungsbewegungen im Jahresverlauf 2021 mit den Mitgliedsstaaten der EU weitgehend stabil. "Staatsangehörige aus dem Europäischen Wirtschaftsraum waren weniger von Mobilitätsbeschränkungen betroffen, auch mussten sie keine Visa und andere Dokumente beantragen", erläuterte IAB-Forschungsbereichsleiter Herbert Brücker.

Die Politikmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie stehen laut IAB statistisch in einem besonders starken Zusammenhang mit dem Rückgang der Wanderungszahlen. Weiter bestehe auch ein enger Zusammenhang des Rückgangs mit der Inzidenz der Covid-19-Infektionen, dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und dem Anstieg der Erwerbslosenquoten.

"Weil die Migration auch das Infektionsgeschehen und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beeinflusst haben könnte, sind diese Befunde nicht kausal zu interpretieren, sondern als deskriptiver Zusammenhang zwischen den verschiedenen Variablen", erklärte IAB-Forscher Christoph Deuster.

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May 10, 2022 04:06 ET (08:06 GMT)