MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Online-Möbelhändler Westwing befindet sich weiterhin auf dem Wachstumspfad. Die Umsätze stiegen im zweiten Quartal auf knapp 132 Millionen Euro und waren damit fast ein Fünftel höher als ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Allerdings legten auch die Kosten zu, sodass unter dem Strich weniger blieb als ein Jahr zuvor. Die Aktie verzeichnete zum Start zunächst Gewinne, fiel dann aber zwischenzeitlich und stand zuletzt bei 41,70 Euro gut 1,1 Prozent höher.

Vor allem im deutschsprachigen Raum konnte Westwing mit einem Plus von einem Viertel ein kräftiges Wachstum verzeichnen. Aber auch das internationale Segment wuchs zweistellig. Bis spätestens 2025 wollen die Münchener ein Milliarde Euro umsetzen. Laut Baader-Bank-Analyst Volker Bosse baut der Wachstumstrend von Westwing auf drei Säulen: Zum einen nehme die Bereitschaft von Verbrauchern zu, online einzukaufen. Zudem gebe es einen starken Nachholbedarf angesichts der geringen Online-Durchdringung im Produktsegment Haus und Wohnen. Zudem verwies Bosse auf die Tendenz zum "Cocooning" - so nennen Forscher das Verhalten, sich vermehrt ins Privatleben zurückzuziehen und dafür ein entsprechendes Zuhause zu schaffen.

Im zweiten Quartal stiegen allerdings auch die Kosten für Westwing. Das SDax- Unternehmen baut etwa gerade ein neues Lager in Posen (Polen) und die Marketingkosten verdoppelten sich. Unter dem Strich blieben deshalb nur noch 1,8 Millionen Euro, während es im Vergleichszeitraum noch 8,3 Millionen waren. Entsprechend ging auch die Marge zum bereinigten Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen (Ebitda) in beiden Segmenten um mehr als 5 Prozentpunkte runter. Und Westwing erwartet auch, dass sich die derzeit hohen Containerkosten sowie saisonale Effekte im dritten Quartal negativ auf die Profitabilität für den Rest des Jahres auswirken.

Baader-Bank-Analyst Bosse teilt diese Zurückhaltung nicht. Er lobte in einer ersten Reaktion die "sehr starken" Zahlen. Für ihn stehe dagegen die Frage im Raum, weshalb das Management um Konzernchef Stefan Smalla die Prognose nicht angehoben hat. Schließlich seien die Zahlen nach dem ersten Halbjahr "deutlich" über den Gesamtjahreszielen. Für 2021 erwartet Westwing weiter einen Umsatz von bis zu 550 Millionen Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen (Ebitda) von 42 bis 55 Millionen Euro./lew/ngu/jha/