FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Finanzaufsicht Bafin will als Konsequenz aus dem Wirecard-Skandal sehr viel genauer "hinter die Fassade" von Banken und komplexen Unternehmen schauen. "Bei solchen Unternehmen wollen wir schneller, genauer und aus erster Hand wissen, wo die Erträge herkommen, denn wo das Geld verdient wird, liegen die Risiken", sagte der Chef der Bankenaufsicht, Raimund Röseler laut Redetext am Dienstag bei der Online-Jahrespressekonferenz der Behörde. "Wenn wir auf intransparente Verhältnisse stoßen und uns keine Klarheit verschaffen können, handeln wir - und schränken die Geschäfte notfalls ein."

Der Pilot der künftigen Fokusaufsicht, die Kontrolle komplexer oder sehr innovativ erscheinender Unternehmen aus einer Hand, solle noch im Mai an den Start gehen, sagte Röseler. Der dienstälteste Bafin-Exekutivdirektor leitet übergangsweise die Behörde. Im Sommer soll der Chef der Schweizer Finanzaufsicht Finma, Mark Branson, sein Amt als neuer Bafin-Präsidenten antreten.

Die Aufsicht war im Bilanzbetrugsskandal um das frühere Dax-Unternehmen Wirecard in die Kritik geraten. Bafin-Präsident Felix Hufeld und Bafin-Vize Elisabeth Roegele traten ab. Die Bundesregierung brachte eine Reform der Aufsicht auf den Weg. Im Fall Wirecard war die Bafin formal nur für einen Teil des Unternehmens, die Wirecard Bank, verantwortlich gewesen.

Die auch mit der Reform verbundene Taskforce solle Mitte August an den Start gehen. Dabei handelt es sich um eine Art schnelle Eingreiftruppe, "die von jetzt auf gleich ausrücken kann, um an Ort und Stelle zu prüfen, in den Unternehmen", erläuterte Röseler. Gerade wenn es schnell gehen müsse, wolle die Bafin kein zeitraubendes Vergabeverfahren anstoßen müssen, um einen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen. "Ich kann dem Ruck, der gerade durch die Bafin geht, sehr viel Positives abgewinnen. Wir gestalten diesen "Wandel post Wirecard" mit, sagte Röseler.

Weder der Finanzaufsicht noch den Wirtschaftsprüfern von EY war der mutmaßliche jahrelange Milliardenbetrug von Wirecard aufgefallen. Der inzwischen insolvente Finanzdienstleister hatte Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft könnte der tatsächliche Schaden noch größer sein./mar/DP/eas