(neu: Aktienkurs, Analysten und mehr Details)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Nach der erneuten Verschiebung der Konzernbilanz brauchen Anleger bei Wirecard weiter starke Nerven. Während die Erholungsrally im Dax am Dienstag mit einem Anstieg des Leitindex um 0,8 Prozent andauerte, waren die Papiere des Zahlungsabwicklers mit einem Minus von 1,6 Prozent der größte Verlierer. Anlass zur Verschiebung geben Verzögerungen bei der Prüfung des Jahresabschlusses für 2019. Händlern zufolge ist es die logische Folge, dass am Markt daraufhin wieder Unregelmäßigkeiten gefürchtet werden.

Abschläge wie in der Vergangenheit konnten die Wirecard-Papiere aber diesmal verhindern. Von vorbörslich zeitweise zweistelligem Verlust blieb in den Anfangsminuten des Xetra-Handels noch ein Minus von gut 6 Prozent, das sich im Verlauf sukzessive weiter verringerte.

Das von Zweifeln an den Geschäftspraktiken und dem Vorwurf der Bilanzmanipulation geplagte Unternehmen hat die bisher am 4. Juni vorgesehene Vorlage testierter Zahlen für 2019 erneut verschoben. Sie sollen nun erst am 18. Juni veröffentlicht werden, weil der reguläre Wirtschaftsprüfer Ernst & Young nicht alle Prüfungshandlungen abschließen konnte. Wirecard erwartet aber weiter ein uneingeschränktes Testat und keine wesentlichen Abweichungen zu den bereits veröffentlichten vorläufigen Zahlen.

Für die Anleger ist das eine weitere Nervenstrapaze, nachdem die Ergebnisse einer Sonderprüfung der Bücher für die Jahre 2016 bis 2018 durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG im April bereits schwer enttäuscht hatten. Die Zwischenerholung der Aktien bis auf 140 Euro wurde mit einem erneuten Rückfall ausradiert. 72 Euro bedeuteten zuletzt ein Tief seit September 2017, die bis dahin unterstützende 80-Euro-Marke wurde aber schon am Folgetag wieder zurückerobert.

Die für einen Dax-Wert vergleichsweise hohen Kurs-Schwankungen, denen die Aktien nun schon seit fast zwei Jahren unterliegen, sind Ausdruck der Nervosität. "Wirecard bleibt günstig, wenn die Finanzkennziffern vollständig und angemessen sind", schrieb Analyst Stephane Houri von Oddo BHF. Sollten sich aber Unregelmäßigkeiten ergeben, hält er die Titel noch für zu teuer. Es sei daher zu früh, um sich eindeutig positionieren zu können. Er bleibt bei seinem Votum mit "Neutral".

Experte Knut Woller von der Baader Bank geht derweil etwas optimistischer heran, er hält die Aktien auf ihrem derzeitigen Niveau für erheblich unterbewertet. "Selbst im schlimmsten Fall leiten wir basierend auf unseren Schätzungen für 2020 einen fairen Wert von 120 Euro je Aktie ab", betonte der Experte. Er glaubt an positive Prüfungsergebnisse, die gemeinsam mit jüngst beschlossenen Umbesetzungen im Vorstand wieder mehr Vertrauen in die Aktie bringen sollten./tih/ag/jha/

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