(neu: Aussagen zu Aktienrückkäufen im letzten Absatz, Aktienkurs aktualisiert)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Die Aktien von Wirecard haben sich am Mittwoch weiter von dem Kursrutsch nach kritischen Berichten in der "Financial Times" ("FT") erholt. Nachdem der Zahlungsabwickler sowohl mit den Geschäftszahlen zum ersten Quartal als auch mit einer Prognoseanhebung positiv überrascht hatte, ging es für die Papiere um fast fünf Prozent auf 140 Euro nach oben. Sie waren damit der Spitzenreiter im Dax. Bereits am Vortag waren die Papiere in Erwartung guter Nachrichten um rund 5,5 Prozent in die Höhe geschnellt.

An diesem Mittwoch wurde bekannt, dass das rasante Wachstum den Dax-Neuling für das Gesamtjahr zuversichtlicher stimmt. Das wegen Bilanzierungsproblemen unter Druck stehende Management um Vorstandschef Markus Braun schraubte nach einem starken ersten Quartal die Erwartung an den operativen Gewinn (Ebitda) in diesem Jahr hoch. Die Anhebung der Prognose ist bei Wirecard zwar fast schon Gewohnheit, diesmal hatten Börsianer das mehrheitlich aber nicht auf dem Zettel.

Die Nachrichten kamen unter Experten überwiegend gut an: Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank schrieb, die teilweise befürchtete Zurückhaltung von Kunden sei trotz der vielen Störfeuer nicht eingetreten. Der Fachmann Robin Brass von der Privatbank Hauck & Aufhäuser äußerte sich ähnlich zuversichtlich. Der Zahlungsabwickler habe trotz aller negativen Artikel der "Financial Times" sehr stark abgeschnitten.

Bahnbrechend ist Brass zufolge zudem die jüngst angekündigte Partnerschaft mit Softbank, die Wirecard Zugang zu allen erstklassigen Unternehmen aus dem Portfolio des japanischen Konzerns biete. Softbank gilt unter Tech-Mogul Masayoshi Son als einer der wichtigsten und größten Technologie-Investoren weltweit.

Analyst Knut Woller von der Baader Bank verbreitete ebenfalls Hoffnung. Woller interpretierte die frühe Prognoseanhebung als Zeichen der Zuversicht in die Geschäftsdynamik. Wirecard könne aus eigener Kraft robust wachsen, so dass das Aufwärtspotenzial für die Aktien erheblich sei.

Berichte in der "Financial Times" zu Untersuchungen rund um Unregelmäßigkeiten hatten Ende Februar einen deutlichen Kursverlust von fast der Hälfte innerhalb weniger Tage zur Folge. Die Konzernspitze wiegelte zunächst ab, musste letztlich aber Fehler und "Qualitätsmängel" in der Buchhaltung einräumen - wenn auch in geringerer Höhe als in den "FT"-Berichten suggeriert. Vom Vorwurf systematischen Betrugs und krimineller Scheinbuchungen aber sieht sich Wirecard nach eigens in Auftrag gegebenen Untersuchungen und kleineren Korrekturen in der Bilanz entlastet.

Der Aktienkurs hat sich inzwischen zwar deutlich von den Tiefständen erholt, liegt aber trotzdem weiterhin unter dem Niveau von vor dem Bekanntwerden der Probleme. Seit Jahresbeginn gerechnet, hinkt Wirecard deshalb dem Dax deutlich hinterher: Während die Papiere des Zahlungsabwicklers nur gut 5 Prozent gewonnen haben, ist der Anstieg des deutschen Leitindex fast drei Mal so hoch.

Hoffnung machte das Unternehmen den Aktionären in puncto Aktienrückkäufe: Das Geld aus dem Einstieg der Softbank will Wirecard unter anderem hierfür sowie für weitere Investitionen nutzen. Über Aktienrückkäufe mache sich das Unternehmen derzeit Gedanken, sagte Chef Markus Braun. In den kommenden zwei Monaten will das Unternehmen mehr dazu sagen. Die Rückkäufe dürften aber "bedeutend" ausfallen, stellte Braun in Aussicht./la/bek/jsl

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