Anleger von Wirecard haben am Mittwoch erneut starke Nerven gebraucht.

Die Aktien des Dax-Konzerns brachen bei hohen Handelsumsätzen um bis zu 14 Prozent auf 84,08 Euro ein, nachdem sie bereits am Dienstag in die Tiefe gestürzt waren. Der Zahlungsdienstleister hatte Investoren mit einer Sonderprüfung durch die Wirtschaftskanzlei KPMG enttäuscht. Die Wirtschaftsprüfer konnten die Vorwürfe der Bilanzfälschung nicht vollständig aus der Welt räumen. Zeitweise musste der Handel der Wirecard-Aktien kurz nach Börsenstart am Mittwoch sogar gestoppt werden. Am Nachmittag lagen die Titel noch gut sieben Prozent im Minus.

Für erneute Unruhe sorgte die Forderung des prominenten Hedgefonds-Manager Chris Hohn, Wirecard-Chef Markus Braun abzusetzen. "Wir sind der Ansicht, dass der Aufsichtsrat rechtlich verpflichtet ist, einzugreifen. Unserer Meinung nach besteht der notwendige Eingriff nun darin, den CEO von allen Führungsaufgaben zu entbinden", schrieb Hohn an den Wirecard-Aufsichtsrat. "Das Problem ist, dass Wirecard ohne Braun nichts ist", sagte ein Händler. Weitere Kursverluste bei Wirecard seien genau das, was Hohn haben wolle, ergänzte er. Hohns Hedgefonds TCI hat mit Leerverkäufen auf einen Kursverfall der Wirecard-Aktie gewettet.

Experten gehen davon aus, dass die Kursturbulenzen bei Wirecard anhalten. Der KPMG-Prüfbericht und die Tatsache, dass der Vorstand die Veröffentlichung des Geschäftsbericht 2019 verschoben habe, sorge für Misstrauen am Markt, sagte Analyst Simon Bentlage von der Bank Hauck & Aufhäuser. Er nahm seine Kaufempfehlung zurück, ließ aber das Kursziel bei 270 Euro. Solange die Wirtschaftsprüfer Wirecard kein Testat ausstellten, bleibe er mit seiner Einschätzung zurückhaltend.

Die Finanzaufsicht BaFin nimmt die Vorgänge bei dem Konzern aus Aschheim bei München auch wieder unter die Lupe. "Wir werden den KPMG-Bericht selbstverständlich in den noch laufenden Teil unserer Marktmanipulationsuntersuchung einfließen lassen", sagte eine Sprecherin. Zudem untersuche die Behörde, ob Wirecard veröffentlichungspflichtige Informationen zurückgehalten habe oder nicht richtig informiert habe.

Der Aufsichtsrat von Wirecard hatte die Wirtschaftsprüfer der Kanzlei KPMG im Herbst engagiert, um die Bilanzen zu prüfen. Zuvor war in Berichten der "Financial Times" dem Zahlungsabwickler vorgeworfen worden, die Jahresabschlüsse bei Auslandstöchtern manipuliert zu haben. KPMG erklärte allerdings, die Vorwürfe konnten nicht vollständig entkräftet werden, zudem gebe es bei Wirecard Schwächen in der internen Kontrolle.