Zürich (awp) - Die Börsenbetreiberin SIX hat 2021 vom zusätzlichen Geschäft in Spanien profitiert. Der Umsatz legte deutlich zu. Operativ läuft es gut, und das Unternehmen will weiter wachsen.

Erstmals war im Umsatz die Mitte 2020 übernommene spanische Börse für volle zwölf Monate drin. 2020 waren es lediglich sieben Monate gewesen. Der Betriebsertrag stieg in der Folge um 8,9 Prozent auf 1,50 Milliarden Franken, wie die SIX am Mittwoch bekannt gab.

Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte gar um 15 Prozent auf 421,7 Millionen Franken zu. Und die SIX erwartet noch weitere Kostensynergien durch die Akquisition der Bolsas y Mercados Españoles (BME). Mittelfristig soll diese etwa auf die Handelsplattform der SIX überführt werden. Später komme der Systemwechsel auch noch für das Clearing, sagte Finanzchef Daniel Schmucki im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Worldline mit hohem Verlust

Allerdings brach der Konzerngewinn 2021 unter dem Strich in den Büchern auf 73,5 Millionen ein nach 438,2 Millionen 2020 (-83%). Grund für den starken Gewinnrückgang ist die Beteiligung am französischen Zahlungsverkehrsunternehmen Worldline, welches 2021 einen Verlust von rund 750 Millionen Euro erlitt.

Das belastete das Ergebnis der SIX mit 102 Millionen Franken. Zudem hatte die SIX 2020 einen Teil der Worldline-Aktien verkauft, was sich äusserst positiv auf das Finanzergebnis (+274 Mio Fr.) ausgewirkt hatte. Dieser Effekt blieb nun 2021 aus.

Der um Worldline bereinigte Konzerngewinn sei jedoch um 37 Prozent auf 175 Millionen Franken gestiegen, sagte CFO Schmucki. Wegen der hohen Eimaleffekte durch die Beteiligung in den zwei vergangenen Jahren sei es sinnvoll, den bereinigten Gewinn anzuschauen.

Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende von 4,75 Franken erhalten nach 4,30 Franken im Vorjahr. Die SIX ist im Besitz rund 120 Finanzinstituten.

Neu Mittelfristziele

An der Worldline-Beteiligung wolle die SIX derweil "absolut" festhalten, sagte Schmucki. Diese sei strategisch.

2018 hatte die SIX ihr Geschäft mit Bezahlterminals im Detailhandel wie etwa bei Migros oder Coop - den damals umsatzstärksten Bereich - an Worldline verkauft und war im Zuge dessen mit einem Anteil von 27 Prozent Aktionärin der französischen Gesellschaft geworden. Heute hält die Schweizer Börsenbetreiberin noch 10,6 Prozent.

Mit Blick in die Zukunft gibt sich die SIX indes zuversichtlich. Bis 2024 strebt sie eine jährliche Umsatzsteigerung von über 4 Prozent an, wie es am Mittwoch hiess. Gleichzeitig soll die Effizienz durch Kostensenkungen gesteigert werden. Solch ein Mittelfristziel hatte es bislang nicht gegeben.

Dieses solle verdeutlichen, dass die SIX weiterhin Teil der Branchenkonsolidierung sein werde, begründete Schmucki. Die SIX will jedoch gleichzeitig auch organisch wachsen, etwa mit neuen Produkten und Dienstleistungen.

Übernahmen bleiben zentral

Für die Infrastrukturbetreiberin bleibt also auch nach der Übernahme der spanischen Börse der Druck für weitere Akquisitionen bestehen, obwohl die Konsolidierung in Europa bereits weit fortgeschritten ist, und die SIX mittlerweile die drittgrösste europäische Börse ist. Das Geschäft ist eben ein klassisches Skalengeschäft: Mit steigenden Volumina würden durch Skaleneffekte die Stückkosten sinken, und die SIX bleibe wettbewerbsfähig, hiess es weiter. Fusionen und Übernahmen blieben von zentraler Bedeutung.

Im vergangenen Jahr tätigte die Gruppe zwei Übernahmen im Bereich Finanzinformationen. Eine angekündigte Akquisition im Bereich Post-Trading (Nachhandel) soll im ersten Halbjahr 2022 abgeschlossen werden.

ys/rw/jb