Für knapp fünf Milliarden Dollar in bar geht das Kerngeschäft an den US-Telekomkonzern Verizon, wie der Käufer am Montag mitteilte und damit einen Reuters-Bericht von Sonntagabend bestätigte. Für Yahoo-Chefin Marissa Mayer ist dies eine schwere Niederlage. Sie war 2012 mit viel Vorschusslorbeeren von Google abgeworben worden. Die angestrebte Sanierung von Yahoo scheiterte aber trotz kostspieliger Übernahmen. Mehr als 20 Jahre nach der Firmengründung und dem Beginn des Online-Booms endet Yahoo damit genauso wie der einstige Rivale AOL - unter den Fittichen von Verizon. Bei dem Mobilfunk-Riesen aus New York, der 178.000 Mitarbeiter hat und an der Börse 230 Milliarden Dollar wert ist, wird das Internetgeschäft immer wichtiger und verschwimmt zunehmend mit traditionellen Telekom-Dienstleistungen.

Verizon kommt bei dem 4,83 Milliarden Dollar schweren Deal, der bis Anfang 2017 abgeschlossen sein soll, relativ günstig weg. Denn Analysten hatten den Wert der Yahoo-Internetsparte zuletzt noch auf sechs bis acht Milliarden Dollar geschätzt. Den ebenfalls gefallenen Internet-Pionier AOL hatte Verizon 2015 für 4,4 Milliarden Dollar geschluckt. Nun kommen von Yahoo das Werbegeschäft sowie Such-, Mail- und Messenger-Funktionen hinzu. "Yahoo gibt uns Größe", sagte Marni Walden, die bei Verizon für Innovationen und neue Geschäftszweige zuständig ist. "Und das ist hier besonders wichtig." Der Mobilfunker erreiche damit künftig Milliarden, nicht mehr nur Millionen. "Wir wollen uns dem Wettbewerb stellen."

Verizon dominiert zusammen mit dem etwa gleichgroßen Rivalen AT&T den riesigen amerikanischen Mobilfunkmarkt. Zuletzt hat das Unternehmen, das mit mehr als 100 Millionen Mobilfunkkunden auf einen Jahresumsatz von 132 Milliarden Dollar kommt, massiv in den Ausbau des Breitbandnetzes investiert. Mit AOL sollten die digitale Werbung und das Geschäft mit Videos auf Mobilfunkgeräten gestärkt werden.

CHANCENLOS GEGEN GOOGLE UND FACEBOOK

Das Internet beherrschen mittlerweile vor allem Google und Facebook. Yahoo kann dieser Übermacht nicht mehr viel entgegensetzen, obwohl Mayer immer wieder auf Einkaufstour war und auch die Kosten drückte. So kündigte sie Anfang des Jahres an, 15 Prozent der Stellen - etwa 1700 Jobs - zu streichen. Übernommen wurden unter anderem die Blogging-Plattform Tumblr und der Fotodienst Flickr. Das Tafelsilber - zum Beispiel Immobilen und Patente - wurde dagegen verkauft.

Das alles half aber wenig. Die Geschäftszahlen wurden nicht besser, der Druck wichtiger Aktionäre dafür immer größer. Nach einem Milliardenverlust hatte Mayer dann im Februar die Reißleine gezogen und den Verkauf angekündigt. "Es war ein Jahrzehnt des Missmanagements, das jetzt zum Ende von Yahoo geführt hat", sagte Branchenkenner Roger Entner vom Analysehaus Recon. Insidern zufolge hatten sich auch AT&T sowie einige milliardenschwere Investoren für Yahoo interessiert.

Nicht abgestoßen werden die Beteiligungen an dem chinesischen Online-Händler Alibaba (15 Prozent) und Yahoo Japan (35,5 Prozent). Diese waren zuletzt viel mehr wert als das angestammte Internetgeschäft von Yahoo, nämlich zusammen rund 40 Milliarden Dollar. Laut Yahoo gibt es derzeit keine Verkaufspläne für diese Anteilsscheine.

An der Wall Street gaben Verizon-Aktien zum Wochenbeginn leicht nach. Yahoo-Papiere lagen 2,4 Prozent im Minus.

Offen ist noch die Zukunft von Mayer. Sie will nach eigenen Worten bei Yahoo bleiben. Verizon-Managerin Walden sagte dem Sender CNBC aber, das künftige Managementteam stehe noch nicht fest.