FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Aktienplatzierung hat am Dienstag die rasante Aufholjagd der Zalando jäh gestoppt. Nachdem der schwedische Investor Kinnevik eine größere Beteiligung an dem Online-Versandhändler auf den Markt geworfen hatte, knickten die Papiere bis zum späten Vormittag um knapp 10 Prozent auf 41,10 Euro ein. Damit waren die Anteilsscheine abgeschlagenes Schlusslicht im MDax der mittelgroßen Werte.

Der Großaktionär Kinnevik platzierte ein Paket von gut 13 Millionen Aktien und erlöste damit rund 558 Millionen Euro. Das Paket entspricht 5,2 Prozent des Aktienkapitals von Zalando. Den noch bei Kinnevik verbleibenden Anteil von knapp 26 Prozent der Zalando-Aktien nannte ein Händler ein "Damoklesschwert", das als Aktienüberhang latent auf dem Kurs lasten dürfte. Die Anleger fürchteten, dass der schwedische Investor zusätzliche Papiere verkaufen und so den Kurs noch weiter nach unten drücken könnte.

Kinnevik verpflichtete sich aber, in den kommenden sechs Monaten keine weiteren Aktien aus dem eigenen Bestand zu verkaufen. Zalando passe weiter sehr gut ins Kinnevik-Beteiligungsportfolio, sagte ein Sprecher des Investors.

Derweil blickten Analysten nun aus fundamentaler Sicht skeptisch in die Zukunft. Der Experte Christian Salis von der Privatbank Hauck & Aufhäuser etwa sieht bei Zalando den Höhepunkt guter Unternehmensnachrichten erreicht. Ab dem vierten Quartal dürften die Vergleichswerte aus dem Vorjahr auch schwerer zu toppen sein.

Analystin Michelle Wilson von der Privatbank Berenberg hält zwar viel vom Management und der Marktplatz-Strategie des Onlinehändlers. Die mittelfristigen Ziele seien allerdings ambitioniert.

Derweil bleibt es dabei, dass der Börsengang von Zalando insgesamt immer noch eine Erfolgsgeschichte ist. Erstzeichner können seit dem Gang des Unternehmens auf das Börsenparkett im Oktober 2014 aktuell einen Gewinn von gut 91 Prozent einfahren.

Von 2014 bis zum Rekordhoch von gut 50 Euro im Juli 2018 kannten die Zalando-Papiere im Prinzip nur den Weg nach oben. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres waren die Anteilsscheine dann angesichts der allgemeinen Schwäche des Technologiesektors, der Sorgen über das künftige Wachstum und die Margen sowie der Probleme im Textil-Einzelhandel eingebrochen.

Die Zalando-Aktien fielen bis Dezember auf ein Tief von rund 21 Euro, bevor sie in einer fulminanten Rally wieder bis auf gut 48 Euro nach oben kletterten. Zalando hat in den vergangenen Monaten von immer mehr Kunden und Bestellungen auf seinen Webseiten profitiert. Seit Jahresbeginn gerechnet zählen die Anteilsscheine mit einem Plus von aktuell mehr als 83 Prozent zu den besten MDax-Werten.

Aus charttechnischer Sicht nähern sich die Zalando-Aktien nach dem Kursrutsch am Dienstag nun der exponentiellen 200-Tage-Linie an, die aktuell bei knapp 39 Euro verläuft und weiterhin aufwärts gerichtet ist. Ein Rutsch unter diese Linie könnte weitere Anschlussverkäufe auslösen./la/bek/men