(In dem am 4. Juni gesendeten Text wird im vierten Absatz der letzte Satz gestrichen. Im sechsten Absatz wird klargestellt, dass es um die Zalando-Co-Chefs Rubin Ritter, Robert Genz und David Schneider geht. Zudem wurde die Kursentwicklung im vorletzten Absatz aktualisiert.)

BERLIN (dpa-AFX Broker) - Der Online-Modehändler Zalando hat Zweifel an seiner Wachstumsfähigkeit fürs Erste gedämpft. Der Vorstand blickt zuversichtlich auf das laufende Jahr, die Geschäfte zogen zuletzt kräftig an. Zumal die Bestellfreude der Internetnutzer ungebrochen hoch und die Zahl der Kunden weiter gestiegen ist. Experten bewerten die Aussichten des Unternehmens aber nicht nur positiv. Was bei dem MDax-Konzern los ist, was die Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI ZALANDO:

Für Zalando sieht es derzeit wieder deutlich freundlicher aus. Nach gleich zwei Gewinnwarnungen und anschließendem Kurseinbruch im Vorjahr schwimmt das Unternehmen aus Berlin bereits seit Mitte Dezember wieder in ruhigerem Fahrwasser.

Zuvor hatte der heiße Sommer 2018 Zalando volle Lager beschert. Der Händler gewährte seinen Kunden daraufhin hohe Rabatte, um die Ware doch noch loszuwerden. Hinzu kamen erhebliche Investitionen. Beide Faktoren belasteten das Ergebnis. Dass es jetzt wieder aufwärts geht, verdeutlichen die jüngsten Quartalszahlen. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro und das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich von 0,4 auf 6,4 Millionen Euro. Allerdings blieb unter dem Strich ein Verlust von 17,6 Millionen Euro.

Um im hart umkämpften Wettbewerb der Modehändler zu bestehen und weiter kräftig zu wachsen, will Zalando seine Logistik ausbauen und automatisieren. Auch in seine Technologie will das Unternehmen weiter investieren. Insgesamt 300 Millionen Euro stellen die Berliner dafür in diesem Jahr bereit.

Ein zentraler Wachstumstreiber soll der Ausbau der Plattformstrategie des Modehändlers sein. Durch die sogenannten Partnerprogramme können Markenanbieter ihre Produkte auf der Zalando-Plattform direkt an Kunden verkaufen. Bislang läuft dieses Modell laut Angaben des Unternehmens gut.

Auf Kritik stießen bei den Aktionären derweil mögliche Millionenbezüge für die Co-Chefs von Zalando Rubin Ritter, Robert Genz und David Schneider. Abhängig vom Aktienkurs können sie in knapp fünf Jahren jeweils bis zu 170 Millionen Euro erhalten. Grundlage sind Aktienoptionen mit der Voraussetzung, dass der Unternehmensumsatz um 15 Prozent wächst. Bei weniger als 10 Prozent gibt es keinen Bonus. Nach Ansicht von Nicolas Huber vom Vermögensverwalter DWS sollten Aktienoptionen nicht nur von Umsatzzielen abhängen, sondern etwa auch davon, wie profitabel und nachhaltig das Unternehmen wirtschafte.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Beim Blick auf die Zalando-Aktie ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Von den insgesamt 19 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten empfehlen immerhin sieben die Anteilsscheine zum Kauf. Acht Analysten sprechen sich dafür aus, die Papiere zu halten. Vier Mal lautet der Rat, die Aktie zu verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 38,41 Euro - und damit rund zehn Prozent über dem aktuellen Kurs von rund 35 Euro.

Durchweg positiv blickt Volker Bosse auf Zalando. Die Berliner seien unter den europäischen Einzelhandels- und Konsumgüterunternehmen am besten positioniert, um vom Online-Handel zu profitieren. Bosse liegt damit auf einer Linie mit Sherri Malek vom Analysehaus RBC. Sie rechtfertigt ihr unverändertes Kursziel von 50 Euro mit dem geringeren Kapitaleinsatz und dem langfristigen Margenzuwachs durch das Partnerprogramm.

Weniger optimistisch gibt sich Analystin Olivia Townsend von der Schweizer Großbank UBS, die Zalando von "Neutral" auf "Sell" abgestuft hat. Sie äußerte Zweifel an einem reibungslosen Übergang zu einer Mischung aus Großhandels- und Marktplatzmodell, schrieb die UBS-Expertin. Ähnlich sieht das Michelle Wilson von der Privatbank Berenberg. Angesichts des sich wandelnden Geschäftsmodells und anderer Veränderungen sei der Online-Modehändler derzeit schwer einzuschätzen, schrieb sie.

Tushar Jain von der US-Investmentbank Goldman Sachs sieht derweil ein gemischtes erstes Zalando-Quartal. Der Trend bei der Bruttomarge sei positiv, das bereinigte operative Ergebnis habe aber vom vergleichsweise späten Osterfest profitiert. Jain beließ die Einstufung auf "Neutral". Analyst Lars Lusebrink von Independent Research sieht langfristig zwar gute Chancen für eine Steigerung der Profitabilität, kurzfristig belaste der Wechsel zum Plattformgeschäft jedoch.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Seit Anfang Januar hat die Zalando-Aktie deutlich zugelegt. Von knapp 23 Euro hat sich der Kurs fast verdoppelt. Dem Zwischenhoch von 43,20 Euro am 30. April folgte jedoch wieder ein Abwärtstrend auf derzeit etwa 36 Euro.

Für Anleger sind die Anteilsscheine auf lange Sicht gesehen dennoch ein lohnendes Investment. An der Börse ist Zalando derzeit rund neun Milliarden Euro wert. Erst seit Anfang Oktober 2014 ist das Unternehmen dort gelistet. Der Ausgabepreis der Aktie lag bei 21,50 Euro. Aktionäre, die das Papier seitdem gehalten und sich auch von manchen Schwankungen nicht irritieren lassen haben, dürfen sich über einen Kursgewinn von rund 60 Prozent freuen./eas/elm/stw/fba