--Weitere Dellen durch Zurückhaltung, Preisbewusstsein der Verbraucher

--Zalando will mit einer Reihe von Maßnahmen gegensteuern

--Ausmaß der Prognosekürzung überrascht den Markt

(NEU: Durchweg neu, Kontext, Analysten, Kursreaktion)

Von Ulrike Dauer und Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Zalando rechnet damit, dass Zurückhaltung und Preisbewusstsein der europäischen Verbraucher in seinem Geschäft weiterhin Dellen hinterlassen wird und hat die Wachstums- und Gewinnprognosen für das Gesamtjahr drastisch zurückgenommen. Der Berliner Online-Marktplatz für Mode und Kosmetik will mit einer Reihe von Maßnahmen gegensteuern - dazu gehören unter anderem die Anpassung des Angebots an die veränderte Kundennachfrage und Kostensenkungen. Die Investitionen in Marketing werden zurückgefahren, die Investitionen in die bessere Auslastung der Logistikinfrastruktur angepasst sowie der Mindestbestellwert nun auf alle 25 Märkte ausgeweitet.

Die Zalando-Aktie war am Freitag mit großem Abstand der schwächste Wert im DAX. Sie verlor am Vormittag in der Spitze bisher 18 Prozent, am späten Vormittag betrug das Minus noch über 13 Prozent. Die Senkung der Prognose führte zu massiven Kurszielsenkungen unter den Analysten, andere Aktien aus den Branchen Online- und Offline-Handel wurden aus Furcht vor Inflation und Rezession ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Den Analysten von Baader Helvea zufolge übersteigt das Ausmaß der Kürzung der Umsatz- und EBIT-Erwartungen "deutlich sämtliche Prognosen", wenn auch die Gewinnwarnung selbst nicht überraschend komme. Die Analysten hatten bereits am 17. Mai ihre Schätzungen unter den Ausblick von Zalando selbst gesenkt. Zalando hatte Anfang Mai die Prognosen für das Gesamtjahr am unteren Ende der Spannen bestätigt.

"Zalando geht nun von makroökonomischen Herausforderungen aus, die länger anhalten und intensiver sein werden, als zunächst angenommen", teilte der DAX-Konzern mit. Zuvor hatte der Ausblick noch erste Zeichen einer möglichen Erholung angenommen.


   Konsumenten sind preisbewusster, verschieben oder senken Ausgaben 

Einer Unternehmenssprecherin zufolge spürt Europas größter Online-Modehändler, dass die Verbraucher die Ausgaben bei den nicht-essentiellen Artikeln zurückfahren oder verschieben und stärker im preisbewussten Segment und bei Rabatt-Aktionen zugreifen. Unter anderem durch die Ausweitung des Mindestbestellwerts um 15 auf 25 Märkte sollen die Logistikinfrastruktur besser ausgenutzt und Kosten gesenkt bzw an die Kunden weitergegeben werden. CFO Sandra Dembeck hatte bereits auf der Hauptversammlung im Mai einen Aufschlag für die Logistikdienstleistungen angekündigt, die Zalando für die Marken im Partnerprogramm erbringt. Dadurch werde der Konzern "einen Teil der inflationsbedingten Kostensteigerungen an die Partner weitergeben".


   Prognose drastisch gekürzt - Investitionen heruntergefahren 

Für das laufende Jahr erwartet das Unternehmen nun nur noch einen mageren Anstieg des Bruttowarenvolumens (GMV) zwischen 3 und 7 Prozent anstatt um 16 bis 23 Prozent. Der Umsatz soll stagnieren oder maximal um 3 Prozent steigen - hier hatte Zalando im Mai noch auf das untere Ende der Spanne von 12 bis 19 Prozent gehofft.

Das bereinigte EBIT soll nur noch bei 180 bis 260 Millionen Euro statt am unteren Ende der Spanne von 430 bis 510 Millionen Euro landen. Investieren will der Konzern im laufenden Jahr 350 bis 400 Millionen anstatt 400 bis 500 Millionen Euro.

Im zweiten Quartal werden die Ergebnisse laut Zalando deutlich unterhalb der Analystenschätzungen liegen. Diese hatten einem von Zalando erhobenen Konsens zufolge zuletzt mit einem GMV-Wachstum von 5,0 Prozent, einem Umsatzwachstum von 1,5 Prozent und einem bereinigten EBIT von 104 Millionen Euro gerechnet. Das zweite Quartal sei profitabel, aber schwächer als erwartet. Die Zahlen werden Anfang August veröffentlicht.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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June 24, 2022 06:11 ET (10:11 GMT)