HAMBURG (dpa-AFX) - Die Papiere des Lottovermittlers Zeal Network haben ihren Aufwärtstrend seit der Rückkehr in den Nebenwerte-Index SDax im Mai fortgesetzt. Nach dem Wechsel des Geschäftsmodells und der Übernahme des Portals Lotto24 befindet sich das Unternehmen jedoch weiter im Umbau. Was bei Zeal Network los ist, was die Analysten sagen und wie sich die Aktie entwickelt hat.

DAS IST LOS BEI ZEAL NETWORK:

Seit Oktober 2019 bietet Zeal keine eigenen Wetten auf den Ausgang von staatlichen Lotterien mehr an, sondern vermittelt mit den Marken Lotto24 und Tipp24 nur noch die Lotterieteilnahme. Zuvor war der Konzern im nachgeordneten Glücksspielgeschäft unter anderem mit den Marken "Instant Win Games", der europäischen Lotterie "EuroMillions" und dem US-Angebot "Powerball Lottery" aktiv. Zentraler Baustein des Geschäftsmodell-Wechsels war die im Mai 2019 vollzogene Übernahme des deutschen Portals Lotto24.

Im Zuge des Unternehmensumbaus verlegte Zeal seinen Sitz aus Großbritannien zurück nach Deutschland. Hier, in Hamburg, war das Unternehmen kurz vor der Jahrtausendwende als "Tipp24 SE" gegründet worden. Erst später folgte mit der Internationalisierung des Lotteriegeschäfts 2014 der Umzug nach London, sowie die Umbenennung.

Der tiefgreifende Umbau seit Oktober des vergangenen Jahres schlug sich auch in den im August veröffentlichten Zahlen zum ersten Halbjahr 2020 nieder: Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten um 44 Prozent auf 43,3 Millionen Euro. Neben dem Geschäftsmodellwechsel ließen zudem höhere Marketingkosten zur Neukundengewinnung das bereinigte Ebitda auf 3,3 Millionen Euro sinken - im Vorjahr hatten hier noch 31,2 Millionen zu Buche gestanden.

Unterm Strich blieben dann nur noch 380 000 Euro hängen, das Vorjahresergebnis von 14,3 Millionen Euro rückte in weite Ferne. Ein Lichtblick: Das Transaktionsvolumen und die Zahl der registrierten Neukunden stiegen deutlich.

Für die Zukunft rechnet der Vorstand mit einer Fortsetzung dieses positiven Trends. Die Prognose für das laufende Jahr schraubte die Geschäftsführung daher bereits vor der Zahlenvorlage nach oben. So geht das Unternehmen von einem höheren Transaktionsvolumen, Umsatz und bereinigtem operativen Ergebnis (Ebitda) aus als zuvor geplant. Das bereinigte Ebitda soll im Gesamtjahr zwischen 7 und 10 Millionen Euro liegen. Bislang hatte das Management 5 bis 8 Millionen prognostiziert. Der Umsatz dürfte bei 76 bis 79 Millionen Euro liegen. Zuvor hatte Zeal 70 bis 73 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Daneben will Zeal weiter die Fixkosten senken. Hierzu sollen auch Synergieeffekte beitragen, die laut dem Halbjahresbericht bereits größtenteils genutzt werden konnten. Das Sparprogramm zog in den ersten sechs Monaten jedoch zunächst einmalige Kosten von 15 Millionen Euro nach sich. Zeal ist jedoch zuversichtlich, im restlichen Jahresverlauf nur noch eine weitere Million Euro aufwenden zu müssen und damit in der angepeilten Kostenspanne zwischen 15 und 20 Millionen Euro zu bleiben.

Das gehemmte Kundenverhalten im Zuge der Corona-Krise hatte derweil laut dem Vorstand bisher keinen negativen Effekt auf das Geschäftsmodell von Zeal. Aufgrund der sich laufend ändernden Bedingungen konnte das Unternehmen jedoch zur Jahresmitte noch keine abschließende Einschätzung abgeben.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Die Marktbeobachter bewerteten die Zahlen zum zweiten Quartal überaus positiv. Marius Fuhrberg, Experte des Analysehauses Warburg Research, bestätigte seine Kaufempfehlung und bezeichnete das Zahlenwerk als "exzellent". Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen habe Covid-19 keine negativen Auswirkungen auf Zeal gehabt.

"Im Gegenteil, es profitierte von einer verstärkten Nachfrage nach Online-Dienstleistungen während des Lockdowns", schrieb Fuhrberg in einer Studie. Der Experte erhöhte zudem seine Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2021 und 2022. Das Kursziel stieg von 36 Euro auf 45,50 Euro an.

Auch James Letten von der Privatbank Berenberg stimmte in die Lobeshymne ein: Der Lottovermittler habe durch die Bank stark abgeschnitten. Auch er hob Umsatz- und Ergebnisprognosen für 2021 und 2022 an, bestätigte die Kaufempfehlung und setzte das Kursziel von 44 Euro auf 47 Euro nach oben.

Von den vier bei Bloomberg erfassten Experten sprachen sich zuletzt drei für den Kauf und einer für das Halten der Papiere aus. Das durchschnittliche Kursziel von drei Experten lag bei 39,17 Euro.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Anleger begleiten den Konzernumbau allem Anschein nach mit Wohlwollen. Nachdem der Kurs der Aktie Ende August 2019 bei 16 Euro noch ein Zwischentief erreicht hatte, ging es seitdem bis auf knapp 38 Euro nach oben.

2020 stieg der Kurs bisher um etwas mehr als 80 Prozent. Damit liegt das Papier in diesem Jahr hinter Shop Apotheke (+200 Prozent) auf Rang zwei im SDax, in den die Aktie wegen des jüngsten Kursanstiegs im Mai wieder aufgenommen wurde.

Die Corona-Krise hatte nur kurzzeitig eine dämpfende Wirkung auf den Kurs. Trotzdem fehlt bis zu den Spitzenbewertungen von an die 60 Euro aus dem Jahr 2014 noch einiges.

Am meisten dürfte sich Oliver Jaster freuen. Er ist seit 2008 im Aufsichtsrat und hält mit 33,89 Prozent die meisten Anteile des zuletzt an der Börse mit rund 850 Millionen Euro bewerteten Unternehmens./ssc/eas/fba