BERLIN (Dow Jones)--Die Betreibergesellschaft der deutsch-russischen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 AG hat mit Unverständnis auf die am Dienstag in Kraft getretenen US-Sanktionen reagiert und die Politik um Unterstützung aufgerufen. "Die US-Strafmaßnahmen zielen auf Unternehmen, die im Rahmen des in der EU rechtsstaatlich genehmigten Nord Stream 2-Projekts rechtmäßige Geschäfte tätigen", erklärte ein Sprecher des im Schweizerischen Zug ansässigen Konsortiums auf Anfrage von Dow Jones Newswires. "Die Regierungen und die Europäische Kommission sind gefordert, in Europa tätige Unternehmen vor illegalen extraterritorialen Sanktionen zu schützen."

Das Unternehmen, eine hundertprozentige Tochter des russischen Staatskonzerns Gazprom, stimme mit den europäischen Regierungen und Brüssel überein, "dass diese US-Sanktionen gegen internationales Recht verstoßen und eine Verletzung der europäischen Energiesouveränität darstellen", ergänzte der Sprecher. Die Inbetriebnahme der Gaspipeline liege im Interesse der Energiesicherheit Europas, der europäischen Verbraucher und der Wettbewerbsfähigkeit der EU.

Zu möglichen Auswirkungen von US-Strafmaßnahmen gegen bestimmte Unternehmen äußerte sich das Konsortium indes nicht. Unter dem Druck der Sanktionen hatte am Dienstag der Schweizer Finanzdienstleister Zurich Insurance Group angekündigt, keine Versicherungsleistungen mehr rund um Nord Stream 2 anzubieten. Dagegen will der Energiekonzern Uniper, der wie Wintershall zu den deutschen Finanzbeteiligten gehört, an dem Gasprojekt festhalten. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums hatte am Montagabend erklärt, man nehme die Ankündigung der Sanktionen "mit Bedauern zur Kenntnis".

Die US-Regierung hatte die Strafmaßnahmen am Dienstag wie zuvor angekündigt gegen das russische Verlegeschiff "Fortuna" und dessen russischen Inhaber KVT-RUS verhängt. Der scheidende US-Außenminister Mike Pompeo hatte die Maßnahme zusammen mit weiteren Strafmaßnahmen angekündigt. Allerdings endet die Amtszeit der Regierung von Präsident Donald Trump am heutigen Mittwoch. Nord Stream 2 ist zu 94 Prozent fertiggestellt, es fehlen noch etwa 120 Kilometer Pipeline in dänischen und etwa 30 Kilometer in deutschen Gewässern.

(Mit Material von AFP)

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January 20, 2021 06:26 ET (11:26 GMT)