Zürich (Reuters) - Die Zurich Insurance Group will nach der Veräußerung ihres Lebensversicherungs-Altbestands in Deutschland ihre Aktionäre für den dadurch entgangenen Gewinn schadlos halten.

Europas fünftgrößter Versicherungskonzern kündigte am Donnerstag den Rückkauf eigener Aktien für 1,8 Milliarden Franken an. "Dieses Geschäft, das wir verkaufen und das ein geschlossenes Lebensbuch ist, verringert heute unseren Gewinn", sagte Zurich-Chef Mario Greco am Donnerstag. "Mit dieser Maßnahme neutralisieren wir die Auswirkungen des Deutschland-Verkaufs."

Auf die Dividendenpolitik und Investitionen des Konzerns habe der Rückkauf keinen Einfluss, erklärte Greco weiter. "Wir finanzieren weiterhin Wachstum, wir investieren weiterhin in das Unternehmenswachstum und wir halten an unserer Dividendenpolitik fest." Zurich werde auch nach dem Aktienrückkauf über substanzielle Finanzmittel verfügen, ergänzte Finanzchef George Quinn. "Uns fehlt es nicht an Kapital." Das Unternehmen hielt Ende Juni basierend auf dem Regelwerk Swiss Solvency Test (SST) 262 Prozent des benötigten Kapitals vor. Angepeilt wird eine Quote von 160 Prozent.

BISLANG WENIGER SCHÄDEN DURCH NATURKATASTROPHEN

Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen den Gewinn um ein Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Der Betriebsgewinn war mit 3,39 Milliarden Dollar um ein Viertel höher. Zurich zufolge schmälerte die Stärke der Konzernwährung Dollar das Ergebnis. Naturkatastrophen kosteten den Konzern etwas mehr als erwartet, aber deutlich weniger als im Vorjahr. Die Kernsparte Schaden- und Unfallversicherung, die für gut zwei Drittel der Prämieneinnahmen steht, profitierte auch von steigenden Tarifen: Die Prämiensätze stiegen um neun Prozent, während die Schadenkosten lediglich um fünf bis sechs Prozent anzogen, sagte Zurich-Chef Greco. In der Lebensversicherung gingen unter anderem die Verluste im Zusammenhang mit Covid merklich zurück.

ANSPRUCHSVOLLERE UND NEUE FINANZZIELE IM NOVEMBER

Zurich sieht sich weiterhin auf Kurs, alle für den Zeitraum 2020 bis 2022 ausgegebenen Finanzziele zu übertreffen. Das Unternehmen strebt unter anderem nach Steuern einen Betriebsgewinn von mehr als 14 Prozent des Kapitals an - mit steigender Tendenz. Nach sechs Monaten waren es 15,7 Prozent. Rund 75 Prozent des Gewinns sollen an die Eigentümer ausgeschüttet werden, wobei die zuletzt bezahlte Dividende von 22 Franken je Aktie als Untergrenze gilt.

Der Allianz-Konkurrent will im November neue Zielvorgaben bekanntgeben. Diese würden wahrscheinlich anspruchsvoller sein als bislang, sagte Greco. Und einige könnten sich auf neue Kenngrößen beziehen.

An der Börse kamen die Halbjahreszahlen und der Aktienrückkauf gut an. Mit einem Kursplus von 1,8 Prozent gehörte Zurich zu den größten Gewinnern unter den europäischen Versicherungswerten.

(Bericht von Paul Arnold. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)