Zürich (awp) - Der Zurich-Konzern stösst in Deutschland einen Altbestand an traditionellen Lebensversicherungspolicen ab und setzt damit Kapital frei, um es anderweitig für Wachstum zu nutzen. Die Solvenz verbessert sich mit diesem Deal auf einen Schlag deutlich.

Die Zurich verkauft das deutsche Portfolio an Viridium, eine auf die Abwicklung von Lebensversicherungsbeständen spezialisierte Gesellschaft, wie der Konzern am Freitagmorgen mitteilte. Zum Verkaufspreis machte der Versicherer keine Angaben.

Von den insgesamt rund 3 Millionen Lebensversicherungsverträgen in Deutschland gehen laut Zurich etwa 720'000 traditionelle Policen an Viridium. Die Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der aufsichtsrechtlichen Genehmigungen. Die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Kunden und Vertriebspartnern würden sich nicht verändern, hiess es.

Verkauf mit Ansage

Der Verkauf hatte sich abgezeichnet. Die Zurich selbst hatte verschiedentlich klar gemacht, dass für Portfolios, die grosse Mengen an Kapital binden, ein Verkauf geprüft werde. In Italien hatte sich der Konzern Anfang Jahr von traditionellen Lebensversicherungen getrennt und in den Jahren 2017 und 2018 wurden das deutsche Ärztehaftpflicht- sowie das britische Arbeitgeberhaftpflicht-Portfolio verkauft.

Das Ziel dieser Aktionen ist klar: Die Zurich stösst mit Garantien ausgestattete Policen ab, setzt damit Kapital frei und nutzt dieses für andere Zwecke. Der Verkauf in Deutschland sei vermutlich der wichtigste Schritt, um die Kapitalintensität von Altbeständen zu verringern und das Zinsrisiko zu senken, wird Finanzchef George Quinn zitiert.

Mit dem Verkauf der zumeist vor mehr als fünf Jahren abgeschlossenen deutschen Renten- und Kapitallebensversicherungen überträgt die Zurich laut Mitteilung Nettorückstellungen in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar an Viridium. Die Transaktion in Italien war mit dem Übertrag von 9,5 Milliarden an Nettoreserven um einiges kleiner. Käuferin war Gamalife aus Portugal.

Dickes Kapitalpolster

Die deutsche Transaktion führt dazu, dass die Zurich noch besser kapitalisiert ist als bis anhin schon. Die Solvenzquote gemäss Schweizer Solvenztest (SST) verbessert sich um 8 Prozentpunkte und steht neu bei geschätzt 242 Prozent. Ein Versicherer erfüllt die Solvenzanforderungen dann, wenn die SST-Quote über 100 Prozent liegt.

Nun darf darüber spekuliert werden, wo die Zurich das freigewordene Kapital einsetzen wird. Es werde in erster Linie dazu verwendet, "Gewinnverwässerungen zu beseitigen und um Wachstum zu unterstützen", hält Quinn fest. Dabei unterstrich er, dass der deutsche Markt zu den wichtigsten der Gruppe zähle und Treiber des zuletzt erzielten Kundenwachstums sei. In Deutschland hält Zurich mit einem Geschäftsvolumen von 18 Milliarden Euro einen Marktanteil von rund 14 Prozent.

Das Geld werde wohl eher in den Kauf von Firmen oder Portfolios fliessen, die das bestehende Geschäft unterstützen, als dass es an die Aktionäre zurückgeführt werde, glauben die Analysten der Grossbank UBS. Doch bleibe ein Aktienrückkauf mit Blick auf eine Gewinnverdichtung nach wie vor eine Option.

mk/jb