Olten (awp) - Die Explosion der Strompreise seit Herbst hat Alpiq zwar einen kräftigen Umsatzanstieg beschert, aber auch einen happigen Verlust eingebrockt. Grund dafür sind Wertberichtigungen für Absicherungsgeschäfte, die wegen der hohen Strompreise am Markt nun viel weniger wert sind als zum Zeitpunkt ihres Abschlusses.

Die Bewertungsreduktionen von finanziellen Absicherungsgeschäften schlugen im vergangenen Jahr mit 521 Millionen Franken zu Buche, wie das Energieunternehmen am Donnerstag bekanntgab. Dies riss Alpiq erneut in die roten Zahlen: Unter dem Strich wies der Konzern für 2021 einen Reinverlust von 271 Millionen Franken aus, nachdem er im Vorjahr mit 99 Millionen Franken Reingewinn gerade wieder die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft hatte.

Zwar ermöglichen so hohe Preise an den Energiemärkten wie in den vergangenen Monaten Alpiq bessere Handelsmargen. Gleichzeitig muss das Unternehmen aber bei den Energiebörsen höhere Sicherheitsleistungen für die Stromproduktion aus Schweizer Kraftwerken hinterlegen. Dies diene zur Absicherung, damit die Bezüger bei einem allfälligen Ausfall des Stromlieferanten ihren Strom zu den höheren Preisen am Markt einkaufen könnten.

Nervosität lässt Preise hochschiessen

Im Dezember wurden die Ausschläge extrem: Die Strompreise schossen innert weniger Tage um das Acht- oder Neunfache in die Höhe. "So was hat man noch nie gesehen", sagte Alpiq-Chefin Antje Kanngiesser.

Alpiq hatte Teile seiner Produktion im Vorfeld für 50 Franken pro Megawattstunde verkauft. Im Dezember schossen aber die Preise an gewissen Tagen auf 2000 Euro hoch. "Das führte bei uns dazu, dass wir hohe Sicherheiten hinterlegen mussten mit entsprechenden Auswirkungen auf die Liquidität", sagte Kanngiesser.

Zudem belastete die ungeplante Verlängerung der Revision des Kernkraftwerks Leibstadt das Gruppenergebnis mit 62 Millionen Franken. Wegen des Stillstands in Leibstadt sank die Stromproduktion von Alpiq in der Schweiz und fuhr einen Verlust ein. Im Gegensatz dazu konnte die internationale Stromproduktion das Vorjahresergebnis übertreffen.

Ohne Sondereinflüsse Gewinn

Operativ hat die Strompreissteigerung Alpiq gute Geschäfte beschert. Der Umsatz kletterte auf 7,2 Milliarden Franken nach 3,9 Milliarden im Jahr 2020. Letztmals habe Alpiq 2014 mehr als 7 Milliarden Umsatz gemacht, sagte Finanzchef Luca Baroni. Damals war der Konzern aber - vor dem Verkauf des Dienstleistungsgeschäfts im Jahr 2018 - viel grösser gewesen.

Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wies ebenfalls einen Verlust von 77 Millionen Franken aus nach einem operativen Gewinn von 282 Millionen Franken im Vorjahr. Ohne Sondereinflüsse hätte Alpiq aber einen Betriebsgewinn EBITDA von 302 Millionen Franken erzielt. Das wären 15 Prozent mehr als im Vorjahr.

Angesichts der Lage will Alpiq auf eine Dividende verzichten.

Wieder Reingewinn erwartet

"Die Ergebnisverschiebungen des Geschäftsjahres 2021 mit negativen buchhalterischen Effekten werden sich entsprechend in den Folgejahren zeitversetzt positiv auswirken", hiess es. Im laufenden Geschäftsjahr werden die Wertanpassungen für die Absicherungsgeschäfte in die positive Richtung zeigen. Von den 521 Millionen Wertminderungen des vergangenen Jahres würden 323 Millionen alleine im laufenden Jahr wieder kompensiert, sagte Finanzchef Baroni im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Deshalb erwarte Alpiq für das laufende Geschäftsjahr 2022 wieder die Rückkehr in die Gewinnzone. Der operative Gewinn dürfte auf ähnlichem Niveau wie in den vergangenen zwei Jahren ausfallen. Damit könnte aus heutiger Sicht unter dem Strich ein Reingewinn (IFRS) von rund einer halben Milliarde stehen.

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