Zürich (awp) - Die Weltwirtschaft dürfte sich im kommenden Jahr von den Folgen der Coronapandemie kräftig erholen und gleichzeitig ist mit weiterhin sehr tiefen Zinsen zu rechnen. Vor diesem Hintergrund setzen die Anlageexperten der ZKB nach wie vor auf Aktien.

"An den Aktien wird auch im neuen Anlagejahr kein Weg vorbeiführen", sagte Christoph Schenk, Anlagechef bei der ZKB, am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Er geht davon aus, dass die weltweiten Aktienmärkte 2021 um 8 bis 10 Prozent zulegen, während die Renditen auf Obligationen auf einem tiefen Niveau verharren werden.

Der grosse Hoffnungsträger für die Märkte seien die zuletzt gemeldeten Erfolge an der Impffront, machte Schenk klar. Vieles deute darauf hin, dass damit ein Weg aus der Coronakrise gefunden werde und die Welt sich vom Wirtschaftseinbruch erholen könne. Zudem setzten die Regierungen und Notenbanken alles daran, um die Folgen der Coronapandemie für die Unternehmen und Bevölkerung abzufedern.

Pandemie hinterlässt Spuren

Ganz spurlos werde die Krise aber nicht an der Wirtschaft vorbeigehen, warnte Chefmarktstratege Manuel Ferreira. Zwar habe die Weltwirtschaft nach der Vollbremsung im Frühling wieder Fahrt aufgenommen, doch werde das weltweite BIP dennoch im Gesamtjahr 2020 um geschätzt 4 Prozent einbrechen.

Im kommenden Jahr gebe es daher durchaus Raum für eine Erholung, ist Ferreira überzeugt. Eine wichtige Stütze sei dabei die Aussicht auf Corona-Impfungen und auf die Rückkehr zu einem "gewohnten" Leben. Die Weltwirtschaft könnte so im nächsten Jahr von der Region Asien-Pazifik angeführt um 5,8 Prozent zulegen.

Gut sieht es laut David Marmet, Chefökonom Schweiz, auch für die hiesige Wirtschaft aus. Sie habe sowohl die erste als auch die zweite Pandemiewelle im Vergleich zu anderen Ländern glimpflich überstanden und erhole sich gut. Es sei gar möglich, dass die Schweizer Wirtschaft bis Ende 2021 das Vorkrisenniveau erreiche. Zur Wachstumslokomotive dürfte für die Schweiz der Aussenhandel werden.

Banken- und Energietitel im Fokus

Das Wachstum am Schweizer Aktienmarkt dürfte sich im nächsten Jahr allerdings in Grenzen halten. Es wird laut Christoph Schenk wohl nur halb so stark ausfallen wie die am Weltmarkt erwarteten 8 bis 10 Prozent. Der Grund dafür sei die eher defensive Ausrichtung des hiesigen Marktes, während zyklische und Value-Aktien am stärksten vom Aufschwung profitieren dürften.

Nach Branchen betrachtet sieht Schenk etwa Banken oder Energietitel auf der Gewinnerseite, zudem blieben Technologieaktien als Dauerbrenner gefragt. Im Energiesektor gelte es aber, die Klimarisiken gut in die Anlagestrategie mit einzubeziehen. Denn die Klimadebatte werde die Gesellschaft und politische Entscheidungen auch in Zukunft prägen, hiess es.

Ansonsten sei Corona und die Bewältigung der Pandemiekrise das Hauptthema bei den Anlegern. Sollten beispielsweise Impferfolge ausbleiben, dann wäre das Gift für die Erholung der Wirtschaft und würde an den Märkten wohl für Enttäuschung sorgen. Geopolitische Risiken wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China oder der nach wie vor nicht gelöste Brexit seien an der Börse von Corona verdrängt worden, so Schenk. Während im Handelsstreit noch vieles ungewiss sei, werde beim Thema Brexit im kommenden Jahr mit einer KLärung der Situation gerechnet, hiess es.

mk/uh