Zürich (awp) - Der abtretende ZKB-CEO Martin Scholl erachtet die Arbeit im Home-Office als nicht im Interesse der Bank. Wenn jeder nur noch "zu Hause in seinem Kokon" sitze, löse sich die Loyalität zur Firma auf, machte Scholl in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" vom Donnerstag klar.

Dass Scholl die Mitarbeiter so früh wie möglich vom Home-Office zurück ins Büro beordert hat, habe auch zu Widerstand geführt. Viele lieben das Home-Office, räumt Scholl ein. Er müsse aber im Interesse der Firma handeln. "Ich bin überzeugt: In zwei Jahren wird niemand mehr vom Home-Office reden, weil alle wieder ins Büro wollen."

Belastende Systemrelevanz

Der langjährige ZKB-Chef kritisierte auch den seit 2013 geltenden Status der grössten Schweizer Kantonalbank als systemrelevante Bank. Systemrelevanz und Staatsgarantie passten überhaupt nicht zusammen: "Man hat die Besonderheit einer staatlichen Kantonalbank regulatorisch kaum berücksichtigt, mit massiven Kostenfolgen."

Im Fall der ZKB habe sich der Kanton Zürich in der Verfassung explizit den Auftrag erteilt, eine Bank zu betreiben und zu schützen. "Also muss man ihn auch nicht durch zusätzliche Regulierung schützen." So seien die Liquiditätsanforderungen damit massiv angestiegen: Er glaube nicht, dass es so viel Liquidität brauche, um sicher zu sein.

Zudem müsse eine Hypothek, die in Zürich von der KB gewährt werde, mit mehr Kapital unterlegt werde, als wenn die Valiant Bank, die Glarner Kantonalbank oder irgendein anderes Finanzhaus dieselbe Hypothek in Zürich vergebe, machte Scholl geltend. "Diese Verzerrung ist viel einschneidender als die Staatsgarantie, die wir marktgerecht entschädigen."

Interesse an Startups

Für die Zeit nach seinem Abgang bei der ZKB liebäugelt Scholl mit einem Engagement in der Startup-Szene. "Hier als Investor und Sparring-Partner aktiv zu sein, hält einen jung und fit." Was er dagegen nicht wolle, sei der Wechsel in den Verwaltungsrat einer grossen börsenkotierten Firma.

Scholl steht seit 2007 an der Spitze der ZKB. Seit vergangenem Mai ist bekannt, dass er das Amt des ZKB-CEO per Ende August 2022 niederlegen wird. Zu seinem Nachfolger ist Urs Baumann ernannt worden.

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