Günstige Bewertungen locken Großkonzerne

Aus Bewertungssicht wird der Sektor zunehmend attraktiv: Viele börsennotierte Biotech-Unternehmen werden aktuell mit einem Marktwert gehandelt, der dem Bestand an Barmitteln entspricht – oder sogar darunter liegt. Diese Bewertungsabschläge wecken das Interesse großer Pharmakonzerne, die kontinuierlich auf der Suche nach strategisch relevanten Zukäufen sind.

Jüngst kam es zu mehreren bedeutenden Übernahmen: So sicherte sich Sanofi die US-Biotechfirmen Vigil Neurosciences (neurodegenerative Erkrankungen) für 470 Mio. USD und Blueprint Medicines (seltene Erkrankung Mastozytose) für 9,1 Mrd. USD. Merck KGaA übernahm SpringWorks Therapeutics – spezialisiert auf Krebstherapien – für 3,9 Mrd. USD. Auch Merck & Co plant laut Financial Times die Übernahme von Moonlake Immunotherapeutics für rund 3 Mrd. USD. Der Schweizer Konzern Novartis wiederum sicherte sich Regulus Therapeutics, ein Unternehmen mit Fokus auf genetisch bedingte Niereninsuffizienz.

Strategiewechsel bei Big Pharma

In den vergangenen Jahren haben sich große Pharmaunternehmen strategisch neu ausgerichtet: Die interne Forschung bleibt zwar zentral, doch gezielte Akquisitionen von innovativen Biotechs sind heute ein essenzielles Instrument zur Stärkung der Wirkstoffpipeline – besonders im zunehmend kompetitiven Umfeld.

Die Forschung wird immer fragmentierter: Weltweit befinden sich rund 21.000 Medikamente in der Entwicklung, davon 85 % in den Händen kleiner, hochspezialisierter Biotechs. Ihre Zahl hat sich in den letzten 15 Jahren um 85 % erhöht – ebenso wie der Marktwert (+80 %). 

Entsprechend hat sich die Anzahl an Übernahmen im Sektor zwischen 2013 und 2023 verdoppelt. Zwar ging der Transaktionswert im vergangenen Jahr leicht zurück (92 Mrd. USD), doch das Volumen stieg weiter: 95 Deals wurden 2024 abgeschlossen – gegenüber 81 im Jahr zuvor. Bemerkenswert ist der Trend zu frühphasigen Übernahmen: Transaktionen in der klinischen Phase I machten zuletzt 30 % aller M&A-Fälle aus – nahezu doppelt so viel wie zuvor. Das zeigt: Die Konzerne sind bereit, höheres Risiko zu tragen, übernehmen aber gleichzeitig Projekte mit zunehmender Entwicklungsreife.

Biotech-ETFs: zwei Schwergewichte in den USA

In den USA dominieren zwei große börsengehandelte Fonds (ETFs) die Biotech-Investmentlandschaft:

  • iShares Biotechnology ETF (5,8 Mrd. USD Fondsvolumen): breit gestreut mit 127 Positionen, u. a. Alnylam Pharmaceuticals (3 %), Insmed (3 %), Exact Sciences (3 %), Blueprint Medicines (2,9 %), Neurocrine (2,8 %) oder Biogen (2,4 %).

  • SPDR S&P Biotech ETF (5 Mrd. USD Fondsvolumen): konzentrierter auf 261 Positionen, wobei die Top 10 fast 50 % des Fonds ausmachen. Größte Positionen sind Amgen (8,6 %), Vertex (8,6 %), Gilead (8,4 %) und Regeneron (7,4 %).

Beide ETFs sind in Europa nicht zum Vertrieb zugelassen, gelten aber als repräsentativ für den US-Markt. Sie haben in den letzten Wochen eine kräftige Erholungsbewegung gezeigt – eine Entwicklung, die sich fortsetzen könnte, wenn die US-Notenbank tatsächlich zu einer weniger restriktiven Politik übergeht.

Europa: Alternativen für Anleger

Europäische Anleger finden in der iShares Nasdaq US Biotechnology UCITS ETF (ISIN: IE00BYXG2H39) eine ähnliche Investmentmöglichkeit mit über 260 Titeln – darunter viele, die auch in den US-ETFs enthalten sind. Weitere ETFs wie der Global X Genomics & Biotechnology UCITS oder der First Trust NYSE Arca Biotechnology UCITS ETF Acc weisen hingegen ein geringes Fondsvolumen auf und spielen nur eine untergeordnete Rolle.