PARIS/LONDON (awp international) - Die Anleger in Europa sind nach der jüngsten Rally vorsichtig geworden. Der EuroStoxx 50 stabilisierte sich am Freitag zwar nach einem schwankenden Handelsverlauf mit einem Plus von am Ende 0,29 Prozent auf 3153,74 Punkte. Händler sprachen aber von einer Gegenbewegung nach dem Vortages-Kursrutsch, wegen dem ein Wochenminus von 6,81 Prozent zu Buche steht. Allerdings hatte der Eurozonen-Leitindex in der Vorwoche auch rund 11 Prozent zugelegt und sich auch daher seit dem Tief im Corona-Crash Mitte März in der Spitze um bald 50 Prozent erholt.

Massgeblich für die nun wieder etwas trübere Stimmung war ein düsterer Konjunktur-Ausblick der US-Notenbank sowie das Ausbleiben weiterer Konjunkturstimuli durch die Fed. Hinzu kam die Furcht vor einer zweiten Corona-Welle, nachdem es in südlichen Staaten der USA zuletzt wieder einen Anstieg der Infektionen gab.

In Paris legte der Cac 40 am Freitag um 0,49 Prozent auf 4839,26 Punkte zu. Der britische Leitindex FTSE 100 rückte um 0,47 Prozent auf 6105,18 Zähler vor, und dies obwohl Wirtschaftsdaten für den Monat April zur Wirtschaft im Allgemeinen und zur Industrieproduktion im Besonderen erschreckend schwach ausgefallen waren. Während des Lockdowns war das Bruttoinlandsprodukt um rund 20 Prozent gefallen und damit so stark wie noch nie. Die Industrieproduktion brach ebenfalls um rund 20 Prozent ein und damit deutlich kräftiger als erwartet.

Die europäischen Branchen zeigten sich überwiegend im Plus, wobei sich der Autosektor mit einem Aufschlag von 1,45 Prozent recht deutlich erholte. Im Cac 40 zogen die Aktien von Renault um rund 3 Prozent an. Positiv wirkte dabei auch ein Analystenkommentar der US-Investmentbank Goldman Sachs. Da die Entspannung nach den Lockdowns der Volkswirtschaften rascher als erwartet erfolgt sei, habe er seine Schätzungen für den weltweiten Autoabsatz angehoben, schrieb der Experte George Galliers.

Die als konjunktursensibel geltenden Bankaktien verzeichneten ein Branchenplus von 0,66 Prozent. An der EuroStoxx-Spitze gewannen die Papiere der Societe Generale gut 3 Prozent.

Im FTSE 100 hatten die Papiere von Pearson mit einem Plus von fast 12 Prozent die Nase vorn. Der aktivistische Investor Cevian hatte eine Beteiligung von mehr als fünf Prozent an dem Medienkonzern offengelegt. Anleger hoffen nun, dass Cevian erheblichen Einfluss auf Management ausübt, um den Unternehmenswert zu steigern.

Die Anteilsscheine von Novo Nordisk hingegen gaben im Auswahlindex Stoxx Europe 50 um knapp 1 Prozent nach./la/mis