DOW JONES--Einen "großen Bogen" dürften Investoren weiter um Frankreich machen, fürchtet Eckhard Schulte, Vorstand des Vermögensverwalters MainSky Asset Management. Nach dem Scheitern der französischen Regierung sei nur zu Hoffen, dass Deutschland nach den Wahlen im Februar nicht auch ohne regierungsfähige Mehrheit dasteht.
Politische Börsen haben nicht immer kurze Beine
Und auch auf der Börsenweisheit mit den "politischen Börsen" solle man sich nicht ausruhen - die "haben nicht immer kurze Beine", warnt Schulte. Nach dem Sturz der Regierung sei Frankreich im politischen Vakuum angekommen. Es drohe zwar kein "Shutdown" wie in den USA, Neuwahlen im Sommer dürften an den Verhältnissen aber wenig ändern. Präsident Macron selbst werde wohl bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2027 eine "Lame Duck" bleiben.
Politik bremst Börsen aus - CAC40 bleibt 18 Prozent hinter DAX zurück
"Die Finanzmärkte haben diese Entwicklung gut antizipiert und spätestens seit der Europawahl Anfang Juni, die den Starschuss für Frankreichs politische Krise gab, französische Aktien deutlich underperformen lassen", betont Schulte: So sei der CAC40-Index (inkl. Dividenden) in diesem Jahr rund 18 Prozent hinter dem DAX zurückgeblieben.
Und das nicht nur, weil die Gewinnschätzungen der französischen Unternehmen gegenüber den deutschen eingebrochen sein: Rund 70 Prozent der Underperformance werden dadurch erklärt, dass sich die "Multiples", zu denen Investoren bereit sind, zukünftige Gewinne zu bezahlen, relativ zu Deutschland verschlechtert haben.
Schere zwischen Europa und den USA geht eher auf als zu
Dies bestätige, dass Bewertungen auch von der politischen und wirtschaftlichen Stabilität in einem Währungsraum abhingen. Gerade die in Europa fortschreitende Unregierbarkeit in vielen Ländern drücke strukturell auf die Bewertungen. "So liefern die vermeintlich niedrigen Bewertungen europäischer Aktien gegenüber US-Aktien noch lange kein Kaufargument. So wie die Dinge politisch gerade in Europa laufen, wird die Schere eher noch weiter auf- statt zusammengehen", warnt der Vermögensverwalter.
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December 05, 2024 02:21 ET (07:21 GMT)